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Alternative zu staatlichen Schulen?

Privatschulen

Privatschulen liegen im Trend: Aber sind freie Schulen den staatlichen Schulen wirklich überlegen? Welche Vorteile haben sie? bigKARRIERE klärt auf.

Ob Walddorf, Montessori oder kirchliche Träger: Privatschulen liegen im Trend. Mehr als 5600 Schulen sind Privatschulen, rund neun Prozent aller Schüler hierzulande werden in einer Schule in freier, sprich nichtstaatlicher Trägerschaft in Mathe, Englisch & Co. unterrichtet. Besserer Unterricht und eine bessere Betreuung - das erhoffen sich diejenigen, die dieser Schulform den Vorzug geben. Was aber unterscheidet Privatschulen von staatlichen Schulen, wo liegen die Vorteile solcher Schulen und mit welchen Kosten ist zu rechnen? bigKARRIERE klärt auf.

weltkarte lehrer schüler
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Was sind Privatschulen?

Privatschulen sind Schulen, die von Vereinen, Sozialwerken, kirchlichen Organisationen oder Gesellschaften getragen werden. Obwohl sie selbst für die Lehrerauswahl verantwortlich sind und bei der Umsetzung der Lehrpläne mehr Freiheiten haben, stehen sie in Deutschland  unter staatlicher Aufsicht und haben einen öffentlich-rechtlichen Status.

Das Schulangebot muss über das Angebot öffentlicher Schulen in der jeweiligen Region hinausgehen. Privatschulen dürfen sich ihre Schüler aussuchen - wenn ihr nicht ins weltanschauliche oder pädagogische Konzept passt, könnt ihr abgelehnt werden. Diese Möglichkeit der Auslese erklärt den Erfolg so mancher Privatschule.

 

Warum liegen freie Schulen im Trend?

Wachsende Unterrichtsausfälle sowie die ernüchternden Ergebnisse der Pisa-Studie haben für ein wachsendes Interesse an Privatschulen gesorgt.  Auch ständig neue Reformen im öffentlichen Bildungssystem, die für viele nicht mehr nachvollziehbar sind, haben die freien Schulen attraktiv gemacht. Seit dem Jahr 1998 hat sich ihr Anteil auf fast 11 Prozent verdoppelt, wie der Bildungsbericht 2016 feststellt. Der Zuspruch ist so hoch, dass viele Bewerber an Privatschulen aktuell abgelehnt werden müssen. Und es gehen, entgegen mancher Vorurteile, nicht nur Kinder reicher Eltern auf Privatschulen. Auch wenn Privatschulen nicht immer besser sind als staatliche Schulen – Konkurrenz belebt auch hier das „Geschäft“.

Nicht allein vermeintlich bessere Karrierechancen sorgen für die Beliebtheit von Privatschulen. Kleinere Klassen, motiviertere Lehrer, eine individuelle Betreuung, bessere Ausstattung und ein Unterricht, der an der Begabung des Schülers ausgerichtet ist, sind weitere Pluspunkte.
 

Wir fassen hier die Vorteile von Privatschulen gegenüber staatlichen Schulen noch einmal zusammen:

  • Privatschulen arbeiten wie ein Wirtschaftsunternehmen und sind daher auf die Zufriedenheit ihrer Kunden (Schüler, Eltern) angewiesen. Auf neue Entwicklungen kann schneller reagiert werden.
     
  • An Privatschulen ist die Ausstattung (z. B. Computer etc.) meist auf dem neuesten Stand. Auch das Arbeitsklima ist oft angenehmer als in staatlichen Schulen.
     
  • Je nach pädagogischer Ausrichtung der Privatschule steht die individuelle Förderung jedes Schülers im Mittelpunkt. Auf Schüler, die an staatlichen Schulen schlechte Noten schreiben, kann in Privatschulen individuell eingegangen werden - notfalls auch mit Einzelunterricht.
     
  • Während an staatlichen Schulen die Leistung des Kindes im Fokus steht, legen Privatschulen neben dem Erlangen von Wissen auch Wert auf die Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes.
     
  • Sowohl Schulen als auch Lehrer haben mehr Gestaltungsfreiheit, wenngleich auch freie Schulen an den Lehrplan gebunden sind. Mit welchen Methoden sie ihre Schüler aber zum Schulabschluss führen sind Schulen in freier Trägerschaft frei.
     
  • Raumnot und Stundenausfälle sind an Privatschulen sehr selten.
     
  • An Privatschulen wird stärker auf individuelles Lernen gesetzt als an staatlichen Schulen mit ihren straffen Lehrplänen
     
  • An Privatschulen werdet ihr gefordert und gefördert, aber nicht überfordert. Innovative Bildungskonzepte bieten Antworten auf die Bildungsherausforderungen der Zukunft.
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Das kostet der Besuch einer Privatschule

Da Privatschulen kein oder nur wenig Geld vom Staat erhalten, finanzieren sie sich in erster Linie über Schulgeld. Die Kosten für den Besuch einer Privatschule schwanken stark. Von 100 Euro bis zu mehr als 2000 Euro pro Monat für manches private Gymnasium geht die Bandbreite. Die Kosten sind abhängig von der Einrichtung, dem ausgewählten Leistungspaket und der Betreuung tagsüber. Durch Stipendien ermöglichen manche Einrichtungen auch guten Kindern aus ärmeren Familien den Besuch einer Privatschule. So wird Chancengleichheit gewahrt.

Walddorf, Montessori & Co.: Unterschiedliche Vorstellungen von Bildung

Zwischen den Privatschulanbietern gibt es große Unterschiede. Hinter den einzelnen Trägern stehen unterschiedliche pädagogische Konzepte und Weltanschauungen. bigKARRIERE stellt euch die wichtigsten vor:

Montessori-Schulen

Mehr als 400 Schulen in Deutschland unterrichten ihre Schüler nach der Pädagogik von Maria Montessori. Heißt: Hier wird auf selbstständiges und selbstbestimmtes Lernen im eigenen Lerntempo gesetzt. Es gibt keine nach Jahrgängen getrennte Klassen wie an normalen Schulen, sondern es wird gemeinsam in verschiedenen Altersgruppen gelernt. Hier lässt man euch weitgehend freie Hand, was ihr wann lernen wollt und womit ihr euch während der Schulzeit beschäftigt. Verweise, Kritik, Druck? Fehlanzeige! Die Montessori-Lehrer sind als Ansprechpartner für euch da und geben Anleitung oder Hilfestellung.

Walddorfschulen

Die ganzheitliche Bildung ihrer Schüler ist den rund 230 Walddorfschulen in Deutschland ein echtes Anliegen. Das bedeutet, ihr saugt dort nicht nur theoretisches Wissen in euch auf. Ganz oben auf dem Stundenplan stehen daher Fächer wie Sport, Werken, Musik, Theater und Kunst. Im sogenannten Epochenunterricht studiert ihr ein Themengebiet über mehrere Wochen intensiv. Statt Noten gibt es nur detaillierte Beschreibungen eurer Leistungen.

Kirchliche Schulen

Hinter den meisten Privatschulen in Deutschland steht die Kirche - entweder die katholische oder die evangelische. Im Mittelpunkt der Pädagogik steht das christliche Menschenbild sowie Nächstenliebe und Werteerziehung. Um eine kirchliche Schule zu besuchen, müsst ihr nicht gläubig oder religiös sein. Aber dennoch werdet ihr euch dort wohler fühlen, wenn ihr einen Bezug zu Kirche & Co. habt. Denn die Religion spielt über den Unterricht hinaus eine große Rolle an kirchlichen Schulen.

 

Checkliste: Daran erkennt ihr eine gute Privatschule

Wie bei staatlichen Schulen gibt es auch bei Privatschulen gute und weniger gute Einrichtungen. Wir verraten euch, worauf ihr bei der Wahl der passenden Privatschule achten solltet.

1. Welche Schule ist für mich am besten geeignet? Bin ich eher Individualist oder Teamplayer. Nicht jedes Bildungskonzept passt für jeden.

2. Bietet die Privatschule ein Internat? Hier könnt ihr bei Bedarf nämlich gezielt gefördert werden.

3. Nehmt die Lehrer unter die Lupe: Arbeiten sie gerne dort oder geben sie sich die Klinke in die Hand?

4. Seht euch die Privatschule gut an, redet mit Eltern von Schülern, die bereits die Schule besuchen.

5. Behaltet das Schulgeld im Blick: Gute Privatschulen bieten oft Ermäßigungen und Stipendien für weniger wohlhabende Schüler.

Fazit: Macht euch persönlich ein Bild von der Schule

Privatschulen sind nicht immer und für jeden die bessere Wahl. Aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung und der Vielfalt der unterschiedlichen Schultypen ist es wichtig, dass ihr euch vor Ort persönlich informiert. Auch wenn das pädagogische Konzept einer Schule euch überzeugt, kann die Schule im Alltag bei der Umsetzung daran scheitern. Da es die Lehrer sind, die die Pädagogik vermitteln, solltet ihr diese im Vorfeld unbedingt kennenlernen, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.