Schulische Ausbildung
Schulabschluss in der Tasche – und jetzt? Studium, duale Ausbildung oder die oft unterschätzte schulische Ausbildung an Berufsfachschulen bieten spannende Chancen fürs Berufsleben!
Schulabschluss in der Tasche – und jetzt? Studium, duale Ausbildung oder die oft unterschätzte schulische Ausbildung an Berufsfachschulen bieten spannende Chancen fürs Berufsleben!
Ihr habt soeben die Schulzeit beendet oder befindet euch kurz vor dem Schulabschluss und stellt euch die Frage, wie es anschließend weitergehen soll? Es gibt zahlreiche Varianten, sich adäquat auf das Berufsleben vorzubereiten. Die beliebtesten Ausbildungswege sind das Studium und die betriebliche Ausbildung. Diese wird durch das Zusammenspiel von praktischen Erfahrungen im Betrieb und schulischer Ausbildung im Volksmund auch als duales Studium bezeichnet. Doch neben diesen beiden Optionen gibt es zudem die Möglichkeit, eine schulische Ausbildung an einer Berufsfachschule zu absolvieren. Etwa 20% der Jugendlichen mit einem Haupt- oder Realschulabschluss entscheiden sich dafür. Doch was ist die schulische Ausbildung, wie ist sie aufgebaut und welche Voraussetzungen sind dafür notwendig? bigKARRIERE klärt auf und zeigt euch die Vorteile einer schulischen Ausbildung auf.
Eine schulische Ausbildung ist eine Ausbildungsart, die in Form von Vollzeitunterricht ausschließlich an Berufsfachschulen und Fachakademien stattfindet. Die Bezeichnung „vollschulische Ausbildung“ ist daher ebenfalls geläufig. Die Dauer der Ausbildung variiert je nach Beruf und Branche zwischen einem und dreieinhalb Jahren und wird sowohl von öffentlichen als auch von privaten Berufsfachschulen angeboten. Daher gibt es keine einheitlichen Regelungen für Aufbau und Abschluss, die Abschlussformen sind jedoch im Berufsbildungsgesetz geregelt.
Doch wenn ihr glaubt, dass ihr euch dabei nur durch Theorien und Bücher wälzen müsst, habt ihr euch getäuscht. Denn die schulische Ausbildung integriert auch einige praktische Erfahrungen des Berufsalltags, die in Form von obligatorischen betrieblichen Praktika absolviert werden.
Die Praktika werden entweder mit dem Schulalltag abgestimmt oder blockweise eingeschoben. Das sieht dann so aus, dass ihr beispielsweise zwei Wochen in der Praxis arbeitet und das theoretische Wissen, das in der Schule angeeignet wurde, in den Betrieb einbringt. Zudem seid ihr nach dem erfolgreichen Abschluss bereit für den Berufseinstieg, da ihr ausreichend Praxiserfahrung mitnehmen konntet. Bei der Kombination von Praxiserfahrung und schulischer Ausbildung verbringt ihr ein paar Tage pro Woche in der Schule und mindestens ein bis zwei Wochentage widmet ihr euch den praktischen Erfahrungen im Betrieb. Praktikumsplätze erhaltet ihr über Kooperationen mit Unternehmen oder Krankenhäusern.
Die meisten Auszubildenden, die an Berufsfachschulen angenommen werden, haben einen Realschulabschluss vorzuweisen – doch aufgepasst: Auch ein Hauptschulabschluss ist kein K.O.-Kriterium! Einige Institutionen setzen ein Mindestalter voraus, das oftmals zwischen 16 und 18 Jahren liegt. Zudem ist je nach Berufsfachschule für die Aufnahme ein Eignungstest erforderlich. Für Ausbildungsberufe der Gesundheitsbranche solltet ihr zudem Gesundheitszeugnisse vorweisen können. Für die schulische Ausbildung gibt es feste Anmeldezeiten, die je nach Berufsfachschule variieren können. Informiert euch somit rechtzeitig, wann die Anmeldefrist eurer ausgewählten Berufsfachschule abläuft!
Die Kompetenzverwaltung von Berufsfachschulen ist den einzelnen Bundesländern übertragen und kann daher in Verlauf und Abschluss variieren. Diese Form der Ausbildung findet ihr vorrangig in Berufen, die dem Sozial- und Gesundheitswesen zuzuordnen sind – aber auch einige technische Ausbildungen und gestalterische Berufe sind als solche ausgelegt. Berufsfachschulen sind somit meist eigenständig. In der Gesundheitsbranche sind sie oft an Krankenhäuser oder Kliniken angegliedert und unterliegen daher kommunaler Trägerschaften.
Die folgenden Berufe sind die beliebtesten, die mit einer schulischen Ausbildung möglich sind:
Ähnlich wie beim Studium sieht eine schulische Ausbildung keine Vergütung vor. Hinzu kommt, dass einige Schulen sogar eine Schulgebühr erheben. Das bezieht sich jedoch vorrangig auf den privaten Sektor. Wenn ihr jetzt aufschreckt, da es finanziell bei euch eng aussieht, können wir euch beruhigen – denn es gibt einige Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Die gängigste Form ist das sogenannte BAFöG, das auch im Studium zu finden ist.
Informiert euch vorab auf der Homepage oder direkt vor Ort, ob ihr einen Förderungsanspruch habt und welche Bedingungen damit verbunden sind. Denn der monatlich ausgezahlte Betrag richtet sich ganz individuell nach den Bedürfnissen des Schülers. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist zum Beispiel das Einkommen der Eltern. Unter diesen Voraussetzungen hat daher nicht jeder Anspruch auf die staatliche finanzielle Unterstützung bzw. es ergeben sich unterschiedlich hohe Förderansprüche.
Die Dauer einer schulischen Ausbildung ist an den mitgebrachten Schulabschluss und die Berufsausbildung geknüpft und kann sich daher stark unterscheiden. Je höher der bisherige Schulabschluss ist, desto weniger Zeit verbringt ihr an der Berufsfachschule. Die Grundbildung ist zudem deutlich kürzer als die komplette Berufsausbildung. Der Zeitraum kann daher von einem Jahr bis zu dreieinhalb Jahren variieren.
Abschlussformen der schulischen Ausbildung
Nach der erfolgreichen Absolvierung der schulischen Ausbildung in Form einer abschließenden praktisch-mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfung bekommt ihr ein Abschlusszertifikat, das je nach Schulart variieren kann. An öffentlichen Berufsfachschulen ist der Ausbildungsinhalt an allen Schulen einheitlich festgelegt. Die Vorgaben werden durch das Berufsbildungsgesetz geregelt. Das Zeugnis, das ihr im Anschluss erhaltet, wird somit in ganz Deutschland anerkannt und hat die gleiche Bedeutung.
Bei öffentlichen Berufsfachschulen wird zudem zwischen teil- und vollqualifizierten Bildungsgängen differenziert. Eine teilqualifizierende Berufsfachschule setzt den Fokus auf die Grundlagen der Berufsausbildung. Sie enthält zwar keinen Berufsabschluss, bietet euch aber die Möglichkeit, einen Schulabschluss nachzuholen. Am Ende der Ausbildung habt ihr damit hilfreiche Vorkenntnisse, die anschließend vertieft werden können, und eine mittlere Reife oder sogar eine Fachhochschulreife in der Tasche – das verschafft euch einen höheren Schulabschluss als vor der Berufsschule! Die schulische Ausbildung an einer vollqualifizierenden Berufsschule ist im Gegensatz dazu mit einem staatlich anerkannten Berufsabschluss verbunden.
An privaten Berufsfachschulen erhaltet ihr bei erfolgreichem Abschluss ein Bildungszertifikat – ihr müsst unbedingt darauf achten, dass die Schule einen guten Ruf hat und die Qualifikation für die Ausführung des Berufs deutschlandweit Gültigkeit hat.
Informiert euch folglich unbedingt an der ausgewählten Berufsfachschule nach der Anerkennung des Abschlusses. Schulische Ausbildungen, die nach dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung geregelt sind, befähigen die Ausbildungsstätte zu einer staatlich anerkannten Zertifizierung der Ausbildungsart. Sie ist durch die gesetzliche Regelung dem dualen Studium gleichgestellt und ermöglicht euch, nach dem erfolgreichen Abschluss in ganz Deutschland zu arbeiten.
Zusatzqualifikationen könnt ihr nicht nur während der Ausbildung, sondern auch anschließend machen – die IHK bietet zahlreiche Zertifizierungen in den unterschiedlichsten Branchen an.
Im Gegensatz zu einer dualen Ausbildung bietet die schulische Ausbildung weniger Praxisbezug, da mehr Zeit in der Schule verbracht wird. Oftmals wird der theoretische Aufbau in Kombination mit mangelnder Praxiserfahrung kritisiert und Schlüsselqualifikationen nur teilweise thematisiert. Da die Verwaltungsgewalt bei den Bundesländern liegt, ist es schwierig, bundesweit einheitliche Regelungen und Zertifizierungen festzulegen. Zudem wird die Ausbildungsform oftmals nicht vergütet, da die Praktika nur eingeschoben werden.
Bedeutungszuwachs und Chance der schulischen Ausbildung
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Auszubildenden dieser Ausbildungsart kontinuierlich und deutlich angestiegen. Trotz weniger Praxisbezug als bei der dualen Ausbildung könnt ihr auch bei der schulischen Ausbildung durch die Praktika theoretisches Wissen in der Praxis einsetzen. Daher steht die schulische Ausbildung von der Wertigkeit auf einer Stufe mit der dualen Ausbildung.
Darüber hinaus eignet ihr euch einige für die berufliche Laufbahn wichtige Soft Skills an wie Flexibilität und Verantwortungsbewusstsein. Für eine schulische Ausbildung sind keine hohen Schulabschlüsse erforderlich, die jedoch als Extra im Laufe der Ausbildung nachgeholt werden können. Zudem bietet sie eine gute Form der Vorbildung, die sehr flexibel ist und anschließend durch weitere Zusatzqualifikationen vertieft werden kann.
Da sie nur in einigen Branchen angeboten wird, ist eine Spezialisierung in bestimmten Bereichen möglich. Der Sprung von der Schule zu einer schulischen Ausbildung ist sehr gering, da die Ausbildungsform ähnlich aufgebaut ist. Ihr verbringt weiterhin viel Zeit in der Schule mit den gleichen Personen, die ein Klassenfeeling aufkommen lassen und eine sanfte Übergangsphase von der Schule ins Berufsleben ermöglichen.
Eine schulische Ausbildung bietet auch ohne hohe Schulabschlüsse die Möglichkeit einer staatlich anerkannten Ausbildung, die anschließend sehr flexibel vertieft werden kann. Zudem können mangelnde Schulqualifikationen nachgeholt oder ausgeglichen werden. Der Übergang von der Schule zur Ausbildung verläuft sehr sanft und ermöglicht je nach Ausbildungsstätte eine unterschiedliche Dauer und variierende Abschlussformen an. Wer sich schon auf einen Beruf im Sozial- oder Gesundheitswesen festgelegt hat findet in der schulischen Ausbildung eine gleichwertige Alternative zu dem dualen Studium und der Ausbildung an einer Hochschule.