leuchtende Maske roter Pulli
sebastiaan-stam-unsplash
leuchtende Maske roter Pulli
Wie kannst du dich wehren?

Bei Vorgesetzten angeschwärzt

Deine Kolleg:innen machen dich immer wieder schlecht? bigKARRIERE gibt Ratschläge, wie du dem entgegnen kannst.

Ein:e Kollege:in hat dich beim Chef angeschwärzt, was nun? Wir zeigen dir, was du tun kannst und wie du den Ärger mit den Vorgesetzten überstehst.

Junge Frau von hinten
annie_gray-unsplash
Junge Frau von hinten

Ärger mit den Vorgesetzten, weil Kolleg:innen sich einmischen?

Es gibt Kolleg:innen, die meinen, alles besser zu wissen und alle vermeintlichen Fehler direkt nach oben melden. Und es gibt Kolleg:innen, die sich ihre Beförderung sichern wollen, indem sie beim Chef über dich lästern. Beides ist keine schöne Situation. Wie solltest du darauf reagieren?

In der Regel hören sich Vorgesetzte solche Hinweise erst einmal an und beobachten die Situation weiter, ohne dir gleich eine Szene zu machen. Dann reicht es, wenn dich deine Kolleg:innen darauf ansprechen. Wenn die Gefahr besteht, dass die Hinweise ihre Wirkung nicht verfehlen und Ärger mit dem Vorgesetzten droht, solltest du das Gespräch mit dem Chef suchen. Und zwar schnell.

Die beste Taktik ist es, nicht konkret auf die Person und die Situation einzugehen, sondern auf ein generelles Problem in der Kommunikation und Zusammenarbeit hinzuweisen. Erwähne, dass es keinen direkten Austausch gibt, dass dadurch leichter Missverständnisse und Misstrauen entstehen können und die Zusammenarbeit im Team leidet. Diskutiere, welche Lösungsmöglichkeiten es für die angespannte Kommunikationssituation gibt und welche neuen Kommunikationswege und Kommunikationsregeln etabliert werden können. Es kann sein, dass die Chef:innen dein Anliegen als Hintergrund für das Verhalten des Whistleblowers einordnet und sich sein Ärger dadurch beruhigt oder sich sogar gegen den Whistleblower richtet.

Wenn sie aber von sich aus auf die Andeutungen des Anschwärzers eingehen, solltest du direkt darauf reagieren. Stelle deine Sicht der Dinge klar und rational dar und rücke den Sachverhalt ins rechte Licht. Halte dich dabei an die Fakten und versuche nicht, dich negativ über den Anschwärzer zu äußern. Mit diesem Verhalten zeigst du deinem Chef, dass du professionell und reif mit Konflikten umgehen kannst. Das unterscheidet dich von dem Informanten, der wahrscheinlich in schillernden Farben über deine vermeintlichen Verfehlungen berichtet hat. Danach sollte es keinen Ärger mehr mit dem Chef geben.

Wie kannst du dem:der Kolleg:in das Handwerk legen – und solltest du das überhaupt?

„Auge um Auge, Zahn um Zahn“ mag in so mancher Lebenssituation funktionieren, am Arbeitsplatz ist diese Devise allerdings eher keine so gute Idee. Sich hier auf Grabenkämpfe einzulassen – noch dazu mit einem:einer Kolleg:in, die:der länger im Unternehmen und/oder in höherer Position tätig ist – erweist sich wahrscheinlicher als erfolgloses Unterfangen, als dass es dir nützt. Überhaupt ist die 1:1-Konfrontation eher kein guter Weg.

Gehe strategisch vor und versuche stattdessen, ein unterstützendes Netzwerk am Arbeitsplatz aufzubauen. Gerade in großen Unternehmen oder Abteilungen gehören interne politische Spielchen oft dazu, ob du willst oder nicht. Vielleicht sind andere ja ebenfalls vom Benehmen deines:deiner Kolleg:in betroffen? Gute Beziehungen zu anderen Teammitgliedern können helfen, solche Situationen besser zu bewältigen. Steht ihr als vereinte Front gegen den:die Kolleg:in, steigen die Erfolgsaussichten deutlich. Wenn du denkst, dass das Verhalten deines:deiner Kolleg:in unethisch ist oder Mobbing darstellt, könntest du sogar diskret die Personalabteilung um Rat fragen.

Wenn du gar nicht mehr weiterweißt, kannst du auch extern nach Unterstützung suchen. Manchmal kann es hilfreich sein, sich Rat von einem Mentor, einem professionellen Coach oder einer anderen Vertrauensperson zu holen, um Perspektiven von außerhalb des Unternehmens zu erhalten.

zwei Frauen Kaffee Notizen
tirachard-kumtanom-unsplash
zwei Frauen Kaffee Notizen

Bringt das alles nichts und der Chef verleiht seiner Wut auf dich Ausdruck, solltest du wie folgt reagieren:

  • Ruhig bleiben. Der Ärger mit dem:der Vorgesetzten ist da. Es bringt nichts, Wut mit Wut zu beantworten, weil du als Arbeitnehmer:in in aller Regel sowieso am kürzeren Hebel sitzt. Außerdem bereust du oft, was du in der Hitze des Gefechts gesagt hast. Versuche, einen kühlen Kopf zu bewahren und überlege kurz: Hat der:die Chef:in vielleicht doch recht? War das Anschwärzen gerechtfertigt? Hast du wirklich einen Fehler gemacht? Die Antworten auf diese Fragen bestimmen deine weitere Strategie.
  • Suche das Gespräch. Lass den Schock kurz sacken und kläre die Situation. Danach kannst du selbstbewusst in das Gespräch mit dem:der cholerischen Chef:in gehen und sachlich schildern, was dir auf dem Herzen liegt: Entweder fühlst du dich zu Unrecht angeschwärzt und angegriffen oder du hast erkannt, dass ein Fehlverhalten deinerseits vorliegt. Auch hier ist es wichtig, die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu halten, damit sich der Ärger nicht weiter aufschaukelt.
  • Übernehme Verantwortung und sucht nach einer Lösung. Rechtfertige dich nicht, wenn du tatsächlich einen Fehler gemacht hast. Zeige dem:der verärgerten Vorgesetzten, dass du weißt, was schiefgelaufen ist und warum. Mit dieser Offenheit und Ehrlichkeit kannst du punkten. Der Ärger des:der Chef:in verfliegt und ihr könnt gemeinsam nach einer Lösung suchen. Im Idealfall hast du gleich einen Vorschlag parat, wie du sicherstellen kannst, dass ein solcher Fehler nicht mehr vorkommt oder die Kommunikation besser läuft (z. B., dass du dich in Zukunft bei Fehlern sofort an den:die Chef:in wendest und die Kolleg:innen keine Chance mehr haben, dich anzuschwärzen).

Kollegen anschwärzen: Das sagt das Arbeitsrecht

Wenn ein:e Arbeitskolleg:in dich unberechtigt anschwärzt, hast du Möglichkeiten, dich rechtlich zu verteidigen. Zunächst solltest du das Gespräch mit dem:der Vorgesetzten suchen, um deine Sichtweise darzustellen und Missverständnisse aufzuklären. Sollten die Anschuldigungen jedoch rufschädigend oder verleumderisch sein, kannst du rechtliche Schritte in Erwägung ziehen. Du könntest eine Unterlassungserklärung fordern oder, in schwerwiegenden Fällen, zivilrechtlich gegen den:die Kolleg:in vorgehen. Zudem steht dir der Weg offen, die Personalabteilung oder den Betriebsrat um Unterstützung zu bitten. Wichtig ist, Beweise zu sammeln und ruhig sowie besonnen zu handeln, um deine Position klar darzulegen und deine Rechte zu wahren.

Fazit

In der Regel lässt sich Ärger mit dem:der Vorgesetzten vermeiden, wenn ein:e Kollege:in dich beim:bei der Chef:in angeschwärzt hat. Gelingt dies nicht, gibt es andere Möglichkeiten, die Wogen zu glätten. Dabei musst du gegebenenfalls kurzfristig zurückstecken, hältst dich aber mittel- bis langfristig im Spiel und vermeidest so, mit einer unüberlegten Aktion allen aufgebauten Kredit – sei es beim:bei der Chef:in oder auch bei deinen anderen Teammitgliedern – zu verspielen.