Widersprüchliche Nachrichten als Belastungsprobe
Wenn in einem Unternehmen eine Double-Bind-Führung vorherrscht, kann das für die Mitarbeiter:innen zu einer großen Belastung werden.
Wenn in einem Unternehmen eine Double-Bind-Führung vorherrscht, kann das für die Mitarbeiter:innen zu einer großen Belastung werden.
Kommunikation ist eine Sache zwischen Sender und Empfänger. Gibt es vom Sender ständig doppeldeutige Botschaften, sprechen wir von Double Bind. Double Bind kann in Familie und Partnerschaften, aber auch im Job ein großes Problem sein. Bei der Double-Bind-Führung erhältst du von deinem Boss ständig widersprüchliche Botschaften und hast bald das Gefühl, nicht mehr ganz klar im Kopf zu sein. Wir verraten dir, wie du damit umgehen kannst.
Fragst du dich, was Double Bind eigentlich bedeutet und warum es so belastend sein kann? Die Doppelbindungstheorie – auch bekannt als Double Bind Theory – wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von einem Team um den Kommunikationsforscher und Anthropologen Gregory Bateson entwickelt. Ziel war es, gestörte Kommunikations- und Interaktionsmuster in Familien und sozialen Gefügen besser zu verstehen. Bateson vermutete, dass Doppelbotschaften die Entstehung von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie begünstigen könnten. Wissenschaftlich bewiesen ist dieser Zusammenhang zwar nicht, doch eines steht fest: Doppelbotschaften können dich in den Wahnsinn treiben. Wer ständig widersprüchliche Signale empfängt, fühlt sich oft in seinen Handlungen blockiert.
Doppelbindungen gelten als hoch-dysfunktional und können überall auftreten – in der Familie, im Kreis deiner Freund:innen, in der Partnerschaft und im Job. Sie machen sich in Form von widersprüchlichen Botschaften bemerkbar, die kaum aufzulösen sind. Beispiele gefällig?
Die Person, die solche Doppelbotschaften sendet, hat oft den Vorteil, dich immer kritisieren zu können, egal wie du dich verhältst. Das ist nicht nur unfair, sondern kann auch auf Dauer extrem belastend sein.
Wer dauerhaft mit widersprüchlichen Nachrichten konfrontiert wird, steht unter ständigem psychischem Druck. Die innere Anspannung, die daraus entsteht, kann sogar traumatisierend wirken. Besonders im Berufsleben können solche Kommunikationsmuster schwerwiegende Folgen haben. Doppeldeutige und unklare Botschaften von Vorgesetzten oder Kolleg:innen können dazu führen, dass du dich dauerhaft unsicher fühlst und irgendwann deine Aufgaben nicht mehr angemessen erledigen kannst. Doppelbindungen sind also nicht nur eine Herausforderung für den Alltag, sondern auch ein echter Stresstest für die Psyche.
Double-Bind-Kommunikation im Berufsalltag kann Mitarbeitende in einen ständigen Zustand von Unsicherheit und Stress versetzen. Ungesunde Doppelbindungen äußern sich in der Arbeitswelt auf vielfältige Weise:
Double-Bind-Führung kann für Mitarbeitende tiefgreifende negative Auswirkungen haben – sowohl psychisch als auch körperlich:
Double-Bind-Situationen im Arbeitsalltag sind oft subtil, können jedoch immense Verwirrung und Frustration auslösen. Hier sind einige typische Beispiele:
Doppelbotschaften zu identifizieren ist oft knifflig, da sie subtil und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Doch du kannst versuchen, auf dein Bauchgefühl zu hören. Fühlst du dich durch eine Aussage oder Bitte verunsichert oder irritiert, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Häufig verbirgt sich hinter einer vermeintlichen "Bitte" eigentlich eine Forderung. Erkennst du das daran, dass dein Gegenüber unentspannt oder sogar verärgert reagiert, wenn du höflich ablehnst? Wenn die Ablehnung zu spürbarer Disharmonie führt, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Doppelbotschaft. Eine echte Bitte würde solche Spannungen nicht hervorrufen. Hier sind einige Hinweise, wie du Doppelbotschaften erkennen kannst:
Hast du das Gefühl, egal wie du handelst, es wird immer falsch sein? Achte auf solche Gedanken und Emotionen, denn sie können ein deutlicher Hinweis auf eine Doppelbotschaft sein. Das Gefühl, ständig kritisiert oder missverstanden zu werden, ist typisch für solche Situationen.
Beobachte, ob dein Gegenüber scheinbar unzusammenhängende oder widersprüchliche Aussagen macht. Zum Beispiel: "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun" – obwohl es ganz offensichtlich einen Zusammenhang gibt. Oder es wird behauptet, es sei deine Aufgabe, herauszufinden, was zu tun ist, ohne dass klare Anweisungen gegeben werden. Solche Aussagen können verschleierte Doppelbotschaften sein.
Prüfe, ob hinter einer freundlich formulierten Bitte tatsächlich eine Forderung steckt. Ist das Verhalten des Gegenübers abhängig von Zustimmung oder Ablehnung? Wird unangemessen stark reagiert, wenn du die Bitte ablehnst, handelt es sich womöglich um eine versteckte Doppelbotschaft.
Du erlebst im Job eine Double-Bind-Situation und möchtest diesem belastenden Teufelskreis entkommen? Es gibt verschiedene Strategien, die dir helfen können, besser mit Double-Bind-Kommunikation umzugehen – sei es, um selbst klarer zu kommunizieren, oder um dich gegen widersprüchliche Botschaften zu wappnen.
Double Bind ist eine belastende Kommunikationsfalle, die sowohl im Job als auch privat großen Schaden anrichten kann. Widersprüchliche Botschaften erzeugen Unsicherheit, Frust und psychischen Druck, der sich langfristig auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit auswirken kann. Ob durch klare Kommunikation, Nachfragen oder den Wechsel in die Meta-Ebene – es gibt Strategien, um Double Bind zu erkennen und zu durchbrechen. Gleichzeitig ist es wichtig, die eigene mentale Gesundheit zu schützen und Grenzen zu ziehen, notfalls auch durch einen Jobwechsel. Führungskräfte und Teams sollten für klare, transparente Kommunikation sorgen, um eine gesunde und vertrauensvolle Arbeitskultur zu schaffen. Klarheit ist der Schlüssel!