Zwei Arbeitskollegen am Tisch
christin hume / unsplash
Zwei Arbeitskollegen am Tisch
Wie du wieder fein aus der Sache raus kommst

Job-Dilemma: Wie viel Privates ist zu privat?

Im Berufsalltag stellt sich oft die Frage, wie viel Privates preisgegeben werden kann. Wir zeigen dir, wie du dich in solchen Situationen zurechtfindest.

Im Berufsalltag stellt sich oft die Frage, wie viel Privates preisgegeben werden kann. Wir zeigen dir, wie du dich in solchen Situationen zurechtfindest.

Frau mit Kaffeetasse
priscilla du preez / unsplash
Frau mit Kaffeetasse

Privates am Arbeitsplatz: Wo liegt die Grenze?

Die Grenze zwischen Berufsleben und Privatleben ist schwer zu ziehen und variiert von Betrieb zu Betrieb und von Person zu Person. Ein gesunder Austausch von persönlichen Informationen kann das Arbeitsklima verbessern und Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten vertiefen. Offene Gespräche über das Wochenende, Erlebnisse aus dem Urlaub oder auch alltägliche Anliegen fördern das Verständnis untereinander und schaffen ein Arbeitsumfeld, in dem sich Mitarbeiter wohl fühlen. Wenn du jedoch feststellst, dass zu persönliche Informationen geteilt werden oder private Probleme die Arbeit beeinflussen, kann das dem Arbeitsklima schaden. Die Frage ist also: Wo liegt die Grenze und wie lässt sich hier am besten eingreifen?

Wie Privates den Berufsalltag beeinflussen kann

Wenn der Kollege von den letzten Urlaubserlebnissen erzählt oder die Kollegin von der Hochzeit erzählt, auf der sie am Wochenende war, fällt das ohne Frage unter das harmlose Teilen von privaten Erlebnissen im Berufsumfeld und zieht keine negativen Konsequenzen nach sich. Anders sieht es aus, wenn private Probleme eines Teammitglieds die Stimmung im Büro und die Arbeit beeinflussen. Beispiele dafür können etwa Krankheit, aktuelle Probleme im Umfeld der Familie oder eine Trennung sein. Auch Druck im Job kann das Privatleben beeinflussen. Die Wahrnehmung, dass ein Teammitglied mit privaten Problemen konfrontiert ist und dadurch seine Arbeit darunter leidet, kann sowohl für dich als auch für deine anderen Kollegen und Vorgesetzten eine schwierige Situation darstellen. Weitere Beispiele für die Beeinflussung des Beruflichen durch Privatunterhaltungen haben wir dir in unserer Liste zusammengestellt.

  • Produktivitätsverlust: Wenn Mitarbeiter regelmäßig lange Privatgespräche führen, kann dies zu Unterbrechungen führen, die früher oder später das Zeitmanagement aller Beteiligten in Schwierigkeiten bringen. Zudem können diese Unterbrechungen auch andere Mitarbeiter ablenken, insbesondere in offenen Büroumgebungen. Zwar gibt es Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion, diese sollten jedoch nicht für andere zum Daueraccessoire werden müssen, weil jemand unbedingt seine krasse Story vom Wochenende erzählen will.
  • Beeinträchtigung des professionellen Images: Apropos krasse Storys: Häufiges Teilen privater Details oder Probleme kann das Bild, das Kollegen oder Vorgesetzte von einem Mitarbeiter haben, beeinflussen. Ein Mitarbeiter, der ständig persönliche Probleme am Arbeitsplatz teilt, könnte als unprofessionell, unzuverlässig oder indiskret wahrgenommen werden.
  • Vertraulichkeitsprobleme: Auch, wenn eigentlich die klare Regel “Was im Büro passiert, bleibt im Büro” gilt – manchmal könnten Mitarbeiter ohne Absicht vertrauliche Informationen über das Unternehmen, Projekte oder Kollegen teilen, was zu Informationslecks oder Datenschutzproblemen führen kann. Fragt euch stets: Wenn deine Kollegin oder dein Kollege so viel Privates ins Büro trägt, was trägt er oder sie aus dem Büro ins Private?
  • Zwischenmenschliche Konflikte: Das Teilen persönlicher Meinungen oder Informationen kann zu Meinungsverschiedenheiten, Missverständnissen oder sogar zu Konflikten zwischen den Mitarbeitern führen. Beispielsweise kann ein Kommentar über politische oder religiöse Ansichten andere Mitarbeiter beleidigen oder polarisieren.
  • Favoritismus und Klatsch: Wenn Mitarbeiter ständig private Informationen mit bestimmten Kollegen teilen und nicht mit anderen, kann dies zu einer Atmosphäre des Favoritismus oder des Klatsches führen, was zu einem geteilten und ungesunden Arbeitsumfeld beiträgt. Vor allem besteht diese Gefahr, wenn hier ein Machtgefälle besteht, also z. B. dein Boss seine Besties hat.
  • Emotionale Erschöpfung: Einige Mitarbeiter könnten sich emotional erschöpft oder überwältigt fühlen, wenn sie ständig mit den persönlichen Problemen oder dem Drama ihrer Kollegen konfrontiert werden, insbesondere wenn es nicht direkt mit der Arbeit zu tun hat.
  • Verlust von Grenzen: Das Teilen zu vieler persönlicher Informationen kann die Grenzen zwischen professionellen und persönlichen Beziehungen verschwimmen lassen. Dies kann dazu führen, dass es schwierig wird, in bestimmten Situationen professionell zu bleiben, wie z. B. bei der Beurteilung der Leistung eines Kollegen.
  • Datenschutzbedenken: Mitarbeiter, die private Details über sich selbst teilen, könnten sich später Sorgen um ihre Privatsphäre machen, besonders wenn diese Informationen ohne ihre Zustimmung weitergegeben werden.
  • Arbeitszufriedenheit: Ein ständiger Strom von Privatgesprächen kann dazu führen, dass sich einige Mitarbeiter am Arbeitsplatz unwohl fühlen, was wiederum ihre Arbeitszufriedenheit und ihr Engagement beeinflussen kann.
zwei männliche Kollegen am Tisch
kenan buhic / unsplash
zwei männliche Kollegen am Tisch

Sollte ich Kollegen bei privaten Problemen Hilfe anbieten?

Wenn du bemerkst, dass ein Kollege private Probleme hat und du den Wunsch verspürst, Hilfe anzubieten, gibt es mehrere Aspekte zu berücksichtigen:

  • Die Beziehung zum Kollegen: Wenn du eine engere Beziehung zu diesem Kollegen hast, kann es natürlicher sein, deine Unterstützung anzubieten. Andererseits, wenn ihr keine enge Beziehung pflegt, könnte dein Angebot als aufdringlich oder unangemessen empfunden werden.
  • Art des Angebots: Überlege, welche Art von Hilfe du anbieten kannst. Ein einfaches "Wenn du sprechen möchtest, bin ich hier" kann genug sein, um zu zeigen, dass du dir Gedanken machst, ohne zu invasiv zu sein.
  • Vertraulichkeit: Beachte , dass jedes Gespräch, das du führst, vertraulich bleiben sollte. Es ist nicht angebracht, private Informationen oder Probleme eines Kollegen mit anderen zu teilen.
  • Professionelle Grenzen: Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass du am Arbeitsplatz bist und dass es Grenzen zwischen dem beruflichen und dem privaten Leben geben sollte. Es ist nicht deine Aufgabe, die Rolle eines Therapeuten oder Beraters zu übernehmen.
  • Eigenes Wohlbefinden: Beachte auch deine eigenen Gefühle und Grenzen. Vermeide, übermäßig emotional in die Probleme eines anderen hineingezogen zu werden.
  • Berufliche Ressourcen: Viele, vor allem größere Unternehmen bieten Unterstützungsprogramme für Mitarbeiter (z. B. psychologische Beratung) an oder haben mindestens vertrauensvolle Kontakte in diese Richtung. Wenn du glaubst, dass dies hilfreich sein könnte, könntest du diskret auf solche Ressourcen hinweisen.
  • Nicht aufdringlich sein: Wenn ein Kollege nicht über sein Problem sprechen möchte oder deine Hilfe ablehnt, respektiere den Wunsch und dränge dich nicht weiter auf.

Zusammengefasst: Ja, es kann angemessen und nett sein, Hilfe anzubieten, wenn du bemerkst, dass ein Kollege mit privaten Problemen kämpft. Es ist jedoch wichtig, dies mit Sensibilität, Respekt und Diskretion zu tun. Halte deine eigenen Grenzen ein, sei dich der professionellen Umgebung bewusst und stelle sicher, dass keine Grenzen überschritten werden.

Fazit

Es gibt keine festen Regeln, wie viel Privates im Berufsalltag preisgegeben werden sollte. Vieles hängt von den individuellen Präferenzen und den Umständen in deinem spezifischen Arbeitsumfeld ab. Findest du gemeinsam mit deinen Kolleginnen und Kollegen eine Balance, die sich für alle gut anfühlt, kann das die Arbeitsmoral und den Teamzusammenhalt aller erheblich verbessern. Merkt ihr dagegen, dass jemand aus dem Team länger private Probleme mit sich herumschleppt, kann jemand aus dem Team (vorsichtig!) Hilfe anbieten.