Kündigung zurücknehmen
Wenn du eine Kündigung zurückziehen willst, sind zwei Faktoren besonders wichtig: Geschwindigkeit und eine gute Abstimmung mit dem Unternehmen. Jetzt lesen!
Wenn du eine Kündigung zurückziehen willst, sind zwei Faktoren besonders wichtig: Geschwindigkeit und eine gute Abstimmung mit dem Unternehmen. Jetzt lesen!
Als Arbeitnehmer:in eine Kündigung zurücknehmen zu wollen, ist fast immer eine Entscheidung, die schwierig ist und die du dir vielleicht sogar als etwas peinlich vorstellst. Dennoch gibt es Szenarien im Berufsleben, in denen die Rücknahme einer Kündigung vorkommen kann und manchmal sogar der beste Schritt für deine weitere Karriere ist. Wir stellen dir die rechtliche Situation rund ums Thema Kündigungsrücknahme vor und geben dir Tipps, wie du mit den verschiedenen Szenarien umgehen kannst.
Eine Kündigung ist meist der logische Endpunkt einer Entscheidung zwischen dem alten Job und einem neuen Angebot und sollte daher stets gut überlegt sein. Nicht umsonst machen der Gesetzgeber und in der Regel auch dein Arbeitsvertrag sehr genaue Angaben darüber, was als rechtlich gültige Kündigung gilt und was nicht: Die Kündigung erfordert eine formelle Vorgehensweise, um gesetzlichen Kriterien zu entsprechen. Sie muss gemäß § 623 BGB in Schriftform erfolgen und ist dazu im Vertrag entweder durch Standardklauseln oder spezifische Regelungen klar definiert. Das Zurückziehen einer Kündigung ist gesetzlich weniger deutlich geregelt, was sowohl Flexibilität als auch Unsicherheiten mit sich bringt.
Du kannst eine Kündigung durch einen sofortigen Widerruf zurücknehmen (§ 130 Abs. 1 BGB), was schnelles Agieren erfordert. In diesem Fall muss die Rücknahme zeitgleich mit der Kündigung – oder noch ehe die originale Kündigung beim Arbeitgeber eingetroffen ist – erfolgen. Wenn das nicht möglich ist, kann unter bestimmten Umständen eine Anfechtung sinnvoll sein, beispielsweise bei geistiger oder emotionaler Verwirrung zum Zeitpunkt der Kündigung (§ 119 Abs. 1 BGB).
Es gibt viele Gründe, warum du als Arbeitnehmer:in eine einmal ausgesprochene Kündigung zurücknehmen möchtest:
Manchmal ändern sich persönliche Lebensumstände überraschend und schnell, wie beispielsweise familiäre Verpflichtungen oder gesundheitliche Probleme, die dazu führen, dass die ursprünglichen Gründe für die Kündigung nicht mehr relevant oder dringend sind.
Es kann vorkommen, dass dein Arbeitgeber als Reaktion auf deine Kündigung ein verbessertes Arbeitsangebot unterbreitet, z. B. ein höheres Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen oder Aufstiegschancen, was dich dazu bewegen könnte, zu bleiben.
Möglicherweise hast du die Kündigung eingereicht, bevor du einen neuen Job sicher hattest, und findest dann heraus, dass die Jobsuche schwieriger ist als erwartet oder das Jobangebot zurückgezogen wurde. In solchen Fällen könnte die Rücknahme der Kündigung eine praktische Option sein, um weiterhin ein stabiles Einkommen zu sichern.
Manchmal kündigst du in einer emotionalen Reaktion oder ohne gründliche Überlegung. Nach weiterer Reflexion oder Gesprächen mit Familie, Freunden oder Mentoren magst du zu dem Schluss kommen, dass die Entscheidung voreilig war.
Vielleicht gab es Veränderungen in deinem Unternehmen – wie Wechsel im Management, eine verbesserte Unternehmenskultur oder neue, interessante Projekte – die deine Perspektive ändern und dich dazu bewegen, zu bleiben.
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder bei schlechten Arbeitsmarktbedingungen könntest du deine Entscheidung schnell bereuen oder mindestens überdenken, besonders wenn die Sicherheit des aktuellen Arbeitsplatzes attraktiver erscheint als das Risiko, ohne Anstellung zu sein.
Die Unterstützung und das Feedback von Kollegen, die deine Bedeutung im Team betonen und den Wunsch äußern, dass du bleibst, können auch eine Rolle spielen, insbesondere wenn du dich geschätzt und wichtig fühlst.
Diese Gründe zeigen, wie vielfältig die Beweggründe für die Rücknahme einer Kündigung sein können. Jede Situation ist einzigartig! Bewerte daher alle Aspekte sorgfältig, bevor du eine endgültige Entscheidung über die Kündigung triffst.
Wenn du als Arbeitnehmer:in deine Kündigung zurücknehmen möchtest, gibt es ein paar wichtige Punkte zu beachten, bist du weiterhin an einem guten Verhältnis zu deinem Unternehmen interessiert:
Das Erste und Wichtigste ist, dass du schnell handelst. Sobald du merkst, dass du die Kündigung zurücknehmen möchtest, solltest du das Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen. Am besten solltest du dabei offen und ehrlich erklären, warum du die Kündigung ausgesprochen hast und warum du sie jetzt zurücknehmen möchtest.
Die Rücknahme einer einmal wirksamen Kündigung ist nur mit dem Einverständnis des Arbeitgebers möglich. Der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, der Rücknahme zuzustimmen. Wenn er jedoch einverstanden ist, könnt ihr gemeinsam die weitere Vorgehensweise besprechen. Eine schriftliche Bestätigung der Rücknahme ist hierbei zu empfehlen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Sollte dein Arbeitgeber der Rücknahme zustimmen, solltet ihr dies unbedingt schriftlich festhalten. In diesem Dokument sollte klar stehen, dass die ausgesprochene Kündigung nichtig ist und das Arbeitsverhältnis zu den bisherigen Konditionen fortgesetzt wird.
Bedenke aber jederzeit, dass das Unternehmen rechtlich nicht verpflichtet ist, einer Rücknahme zuzustimmen. Diese Entscheidung kann von verschiedenen Faktoren abhängen, wie z. B. den Umständen der Kündigung, deiner Rolle im Unternehmen und den betrieblichen Notwendigkeiten. Deshalb solltest du dir immer sicher sein, wenn du einen Arbeitsvertrag kündigst. Wird dir die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses verweigert, haben wir für dich einen Notfallplan bei Jobverlust zusammengestellt.
Deine Chancen, dass der Arbeitgeber der Rücknahme zustimmt, könnten besser stehen, wenn du plausible Gründe für beide Entscheidungen darlegen kannst. Emotional getriebene Entscheidungen sind menschlich, aber es hilft, wenn du zeigen kannst, dass du dir deiner Entscheidung und der damit verbundenen Konsequenzen bewusst bist.
Falls dein Arbeitgeber der Rücknahme nicht zustimmt, könnt ihr vielleicht eine alternative Vereinbarung treffen. Das könnte beispielsweise ein neuer Vertrag mit veränderten Konditionen oder eine andere Rolle im Unternehmen sein, falls beide Parteien daran Interesse haben.
Bei Unklarheiten oder komplizierten Situationen ist es sinnvoll, rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht kann dir helfen, deine Rechte und Pflichten zu verstehen und dich entsprechend zu beraten.
Das Wichtigste ist, schnell zu handeln und offen zu kommunizieren. Je länger du wartest, desto schwieriger könnte es werden, die Kündigung erfolgreich zurückzunehmen.
Meistens trifft eine Kündigung das Unternehmen als Ganzes nur bedingt. Größer sind die Auswirkungen in deiner unmittelbaren Arbeitsumgebung. Hier gibt es oft weitere Hürden zu nehmen.
Ein weiterer Fallstrick kann etwa der Vertrauensverlust sein. Deine Kolleg:innen oder Vorgesetzten werden wahrscheinlich Zweifel an deiner Zuverlässigkeit oder deinem Engagement für das Unternehmen haben, besonders wenn die Kündigung überraschend kam oder du nicht bereit bist, ihnen die Gründe dafür zu nennen. Dies kann die Chancen auf eine erfolgreiche Rücknahme deutlich reduzieren.
Auch betriebliche Herausforderungen können eine Rolle spielen. Wenn durch deine ursprüngliche Kündigung bereits Prozesse in Gang gesetzt wurden, die schwer rückgängig zu machen sind (wie die Einstellung einer neuen Arbeitskraft oder Umverteilung von Aufgaben), kann dies die Rücknahme erschweren. Diese Prozesse benötigen aber selbst oft Zeit – wenn du deine Kündigung schnell wieder aus der Welt schaffen willst, könntest du Glück haben.
Falls du in der Kündigung Kritik am Unternehmen oder an Vorgesetzten geäußert hast, kann dies die Wiedereingliederung erschweren. Solche Angelegenheiten sollten immer sorgfältig und respektvoll adressiert werden, um mögliche Missverständnisse oder spätere Animositäten auszuräumen. Daher sollte Kritik am besten in der schriftlichen Kündigung gar nicht vorkommen, sondern für das persönliche (Exit-)Gespräch reserviert bleiben. Zudem bist du deinem bisherigen Unternehmen theoretisch keine Rechenschaft über die Gründe deiner Kündigung schuldig. Daher ist es immer besser, bei der schriftlichen Kündigung zunächst keine schlafenden Hunde zu wecken. Natürlich haben wir auch noch ein paar andere Tipps für dein Kündigungsschreiben für dich.
Wenn du deine Kündigung rückgängig machen möchtest, musst du rechtliche, emotionale und zwischenmenschliche Faktoren berücksichtigen. Eine offene Kommunikation, geschicktes Verhandeln und ein Eingehen auf die Bedürfnisse deines Arbeitgebers sind dabei entscheidend. Handele schnell, aber überlegt, suche das direkte Gespräch mit deinem Vorgesetzten und halte alle Vereinbarungen schriftlich fest. Es ist möglich, eine getroffene Entscheidung zu revidieren, aber sei dir dabei der möglichen Folgen bewusst und beziehe diese in deine Entscheidung mit ein.