Lästern – warum wir es nicht lassen können
Ob im Job, in der Schule oder an der Uni: Tratsch und Lästern sind überall an der Tagesordnung. Wir verraten euch Tipps zum Umgang mit Lästereien.
Ob im Job, in der Schule oder an der Uni: Tratsch und Lästern sind überall an der Tagesordnung. Wir verraten euch Tipps zum Umgang mit Lästereien.
Lästern gehört in vielen Unternehmen zum guten Ton. Kaum im Pausenraum angekommen, packen die Kollegen zusammen mit Brötchen und Salat den neuesten Klatsch und Tratsch aus. Sie lästern über die neue Kollegin und ihren fragwürdigen Kleidungsstil, über den Kollegen, der immer zu spät kommt, und über den unfähigen Chef. Der Flurfunk funktioniert in vielen Unternehmen einwandfrei. Dem offenen, fairen Umgang miteinander wird weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Warum wir lästern, was man dagegen tun kann und warum es so schädlich ist, erfährst du hier.
Ist das noch die eigene Meinung oder gehört das schon in die Kategorie der Lästereien? Hier hilft allenfalls eine Definition: Üble Nachrede fängt da an, wo andere hinter dem Rücken einer Person schlecht über sie reden. Was wir sagen, würde die Person verletzen, wenn sie es hören könnte. Das heißt, nicht alles, was wir in Abwesenheit anderer über sie sagen, gehört schon in die Rubrik des Lästerns.
Der Mensch ist ein soziales Wesen und immer wieder reden wir nicht nur miteinander, sondern auch übereinander. Manchmal sagen wir nette Dinge über andere, ganz oft ist aber das Gegenteil der Fall. Wir reden über Personen, die nicht da sind, und finden für sie nicht nur freundliche Worte. Lästern am Arbeitsplatz dient der Unterhaltung und erfüllt daneben andere Funktionen: Kollegen entwickeln gemeinsame Feindbilder, bauen gegenseitiges Vertrauen auf und stärken Bindungen. Außerdem wirkt Lästern identitätsstiftend. Das heißt, wir machen klar, wer wir sind und was uns wichtig ist.
Gemeinsames Lästern stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es trägt aber auch zur Grüppchenbildung bei und das ist – insbesondere am Arbeitsplatz – nicht immer von Vorteil. Ein weiterer wichtiger Grund für Lästereien am Arbeitsplatz ist, dass wir uns selbst besser fühlen, wenn wir schlecht über andere reden. Wir wollen unser Ego aufpolieren, uns selbst auf ein Podest stellen und unser Selbstwertgefühl puschen. Allerdings gibt es kaum einen effektiveren Weg in eine toxische Arbeitsatmosphäre als das Lästern. Wer sicherstellen möchte, dass das Betriebsklima garantiert unter die Nullgradgrenze fällt, sollte den Flurfunk unbedingt am Laufen halten.
Opfer von Lästereien kann jeder werden. Ob neuer Kollege oder langjähriger Mitarbeiter, jeder kann zum Mittelpunkt der üblen Nachrede werden. Manchmal gehen den Lästereien Konflikte voraus. Kleine Streitereien, Uneinigkeit bei bestimmten fachlichen Themen oder andere Meinungsverschiedenheiten können die Grundlage für im Untergrund schwelende Konflikte sein. In manchen Bereichen wie dem Sport werden kleine Sticheleien genutzt, um den Gegner aus der Fassung zu bringen und zu verunsichern. Studien haben gezeigt, dass diese Sticheleien auch eine vollkommen gegenteilige Wirkung haben können. Das Gegenüber fühlt sich angestachelt und wird zu Höchstleistungen getrieben. Jetzt erst recht, lautet das Motto. Wenn ihr über andere lästert, kann das bewirken, dass diese sich im Gegenzug besonders motiviert fühlen, euch durch eigene Leistung zu übertrumpfen.
Lästern kann durchaus eine Form von Gewalt sein, denn es ist mit einer gewissen Aggression verbunden. Aggressiv ist einer nicht nur dann, wenn er körperlich wird und seinen Gegner ins Gesicht schlägt, auch üble Nachrede fällt in diese Kategorie. Wer hinter dem Rücken anderer Leute schlecht über diese redet, verleiht seinen Worten mit entsprechender Körperhaltung Nachdruck: Der Körper ist angespannt, die Lippen sind verkniffen, die Augenbrauen hochgezogen, die Stimme ist gepresst und die Arme sind verschränkt. Wer einen Groll gegen einen Kollegen hat, tut sicher besser daran, Dampf in Form von Lästereien abzulassen, anstatt eine Prügelei anzuzetteln; noch besser ist es jedoch, sich das Lästern im Job ganz allgemein abzugewöhnen.
Es mag vielen harmlos erscheinen, aber Lästern ist kein Kavaliersdelikt. Viele verharmlosen Lästereien mit Sätzen wie "Wir reden hier halt so", "Das ist unsere Art hier im Büro" oder "So ist der Humor hier eben". Sie übersehen dabei gerne, dass sie die Grenze zum Mobbing schnell überschreiten. Bilden sich Grüppchen, die immer wieder über die gleiche Person schlecht reden, hat das Auswirkungen. Die betroffene Person fühlt sich dadurch an ihrem Arbeitsplatz womöglich stark eingeschränkt und erlebt große Auswirkungen durch den Tratsch auf ihr Leben – direkt und indirekt. Das ist kein harmloses Getuschel mehr, sondern Mobbing. Mobbing am Arbeitsplatz sieht keiner gerne. Ein Kavaliersdelikt ist darin auch nicht zu sehen. Spätestens jetzt hat der Arbeitgeber die Pflicht, einzuschreiten.
Viele lästern, um sich selbst über andere zu erheben. Einige Wissenschaftler und Forscher haben sich mit dem Thema befasst und kommen zu dem Schluss, dass Lästereien häufig das Gegenteil bewirken. Wer Opfer von Lästereien wird, kann sich dadurch beflügelt fühlen und erbringt plötzlich Höchstleistungen. Vermutlich liegt der Grund für diesen Effekt in einer gewissen Jetzt-erst-recht-Haltung. Lästereien verunsichern das Opfer nicht immer, sondern können umgekehrt dafür sorgen, dass es sich angespornt fühlt.
Wer lästert, um andere auszustechen, tut sich damit möglicherweise keinen Gefallen. Hinzu kommt, dass der andere auch keinen Grund mehr für Fairplay im Job sieht und den lästernden Kollegen nur noch als Konkurrent sieht, den es auszustechen gilt. Vorgesetzte könnten sich diesen Effekt zunutze machen, indem sie kleine Lästereien unter den Kollegen anzetteln. So steigern sie deren Motivation und es werden Bestleistungen abgeliefert.
Am Arbeitsplatz haben Lästereien nichts zu suchen. Eigentlich sollte keiner lästern. Praktisch zeigt sich jedoch, dass Lästereien in vielen Unternehmen an der Tagesordnung stehen. Die Mitarbeiter nutzen Flure und Kaffeeküchen, um den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Ein solches Verhalten kann am Arbeitsplatz große Nachteile haben – wer immer wieder über Kollegen oder Vorgesetzte lästert, kann schnell der üblen Nachrede bezichtigt werden. Er schädigt damit den Ruf des anderen, wenn er Unwahrheiten und Gerüchte verbreitet. Und auch für ihn selbst kann die üble Nachrede Folgen haben: Lästern wird in vielen Unternehmen nicht gerne gesehen, und Vorgesetzte müssen etwas tun, um für ein gutes Betriebsklima zu sorgen und die Interessen des Unternehmens zu wahren. Wer das Lästern nicht lassen kann, muss mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen.
Verleumdung, Rufmord und üble Nachrede können zu psychischen und körperlichen Problemen beim Opfer führen. Das kann nicht nur den Ruf des Opfers nachhaltig schädigen, sondern bringt auch die Karriere des Täters in Gefahr. Niemand sollte Lästereien und Mobbing einfach so hinnehmen. Der Arbeitgeber kann folgende Schritte gegen das Lästern im eigenen Unternehmen vornehmen:
Überlege dir genau, ob die Lästereien es wert sind, deine Karriere und dem Unternehmen, für das du arbeitest, zu schaden. Als Täter kannst du deinen Job verlieren und schadest mit dem Tratsch nicht nur anderen, sondern in letzter Konsequenz auch dir selbst.
Wenn dir das Lästern am Arbeitsplatz unangenehm ist und du solche Situationen vermeiden möchtest, probiere folgende Lösungsansätze:
Hörst du, dass Gerüchte über andere im Umlauf sind, kannst du die betroffene Person darauf ansprechen. Frage vorab, ob sie über die Gerüchte, die gerade verbreitet werden, sprechen möchte. Sind Gerüchte über dich selbst im Umlauf, sprich das direkt an. Hörst du, wie jemand etwas über dich erzählt, das nicht korrekt ist? Gehe direkt dazwischen und kläre auf, dass es sich um ein Gerücht und keine Tatsache handelt. Verkriechen stoppt die Gerüchteküche nicht. Wird über dich gelästert und du hörst das, kannst du direkt darum bitten, dass mit dir persönlich über das Problem gesprochen wird. Das offene Gespräch zu suchen ist besser, als den Lästereien über sich selbst den Rücken zuzukehren.
Grundsätzlich gilt: Es ist immer besser, das offene Gespräch zu suchen. Ob du selbst lästerst oder ob jemand über dich lästert: Kläre den Konflikt und sprich das Problem offen an. Ein unter der Oberfläche schwelendes Problem kann mit der Zeit zu einem gravierenden Konflikt werden. Solche Konflikte beeinträchtigen das Betriebsklima und die Zusammenarbeit in einem Unternehmen massiv. Sich für ein gutes Betriebsklima einzusetzen, liegt immer auch im eigenen Interesse.
Hinter dem Rücken über andere zu reden, hat für die Gesellschaft einen höheren Zweck: Wenn wir uns am Arbeitsplatz, in der Uni oder in der Schule in den Pausen zum Tratschen treffen, mag das zwar nicht nach einem höheren Zweck aussehen, aber tatsächlich fungieren Lästereien wie eine Art gesellschaftlicher Klebstoff. Über andere zu reden, ist zum einen sehr unterhaltsam und macht Spaß. Zum anderen sorgt es für Vertrauen innerhalb einer sozialen Gruppe und es kann das Selbstwertgefühl stärken. Eine Studie hat ergeben, dass Menschen sich gerne Klatsch und Tratsch anhören, weil ihnen das hilft, sich selbst besser einzuschätzen. Wird ein Kollege in seiner Abwesenheit für seine Unpünktlichkeit kritisiert, kann das verschiedene Auswirkungen haben. Natürlich kann sich dahinter eine Art Ventil verbergen. Jeder möchte einmal so richtig Frust ablassen. Allerdings kann die Kritik am Kollegen dazu führen, dass du die eigene Arbeitsweise genauer betrachtest und zu dem Schluss kommst, dass du selbst etwas an deiner Pünktlichkeit arbeiten könntest.
Lästern ist im Übrigen kein neues Phänomen. Es hat im Grunde eine lange Tradition. Im Mittelalter sollen sich beispielsweise Frauen zum gemeinsamen Waschen der Kleidung auf den Waschplätzen getroffen und dabei Klatsch und Tratsch ausgetauscht haben. Wir tratschen aus vielen verschiedenen Gründen und können es auch nur schwer lassen. Ausgiebiges Tratschen kann dazu führen, dass wir viel über unsere Mitmenschen erfahren. Welcher Kollege ist beispielsweise besonders zuverlässig und welcher nicht? Wer backt leckeren Kuchen und bei wem sollte man lieber nicht so beherzt zugreifen? Der Kollege, der immer zu spät kommt, ist wohl weniger geeignet, um das Meeting am frühen Morgen vorzubereiten und zu leiten. Beim Lästern im Job werden also auch Informationen ausgetauscht; auch das ist ein Grund, warum wir es nicht lassen können.
Lästern im Job gehört irgendwie zu unserem Arbeitsalltag dazu. Allerdings kann üble Nachrede auch ein unangenehmes Ausmaß erreichen. Was solltest du tun? Klatsch und Tratsch können die Vorboten tiefgreifender, langfristiger Konflikte sein. Im Laufe der Zeit kann so aus einer kleinen Ungereimtheit eine große Sache werden. Irgendwann weiß keiner mehr, was eigentlich die Ursache für den Konflikt war. Konflikte können sich mit der Zeit verfestigen, und üble Nachrede ist sowieso kein Kavaliersdelikt. Beim Lästern im Job gilt daher immer:
Sich selbst zu ändern, ist nicht einfach. Lästern ist eine Gewohnheit, die für viele schlichtweg zum Alltag gehört. Du kannst versuchen, dir eine Alternative zu den Lästereien zu überlegen. In der Regel läuft es so ab: Du beobachtest ein vermeintliches Fehlverhalten, teilst diese Beobachtung mit einem Kollegen, und wenn dieser dir zustimmt, fühlst du dich gut. Ihr seid euch einig, ihr beiden macht es besser. Möchtest du diese Gewohnheit verändern, gilt es, anderweitig für gute Gefühle zu sorgen. Vielleicht kannst du den Impuls, über andere zu reden, durch einen Spaziergang und Atemübungen an der frischen Luft verändern. Wer hier dranbleibt und sich bewusst gegen das Lästern im Job entscheidet, kann damit erfolgreich sein.
Lästern ist kein Kavaliersdelikt – weder am Arbeitsplatz noch im Privatleben. Mag sein, dass wir uns hin und wieder Luft verschaffen müssen, aber wir sollten uns bewusst sein, dass sich Konflikte dadurch nicht lösen lassen. Besser ist es, das offene Gespräch zu suchen und Probleme zu klären. Üble Nachrede im Beruf kann arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Wird ein Kollege gezielt gemobbt, können Abmahnungen und Kündigungen folgen. Für ein gutes Betriebsklima und ein angenehmes Miteinander lohnt es sich, sich das Lästern abzugewöhnen und an einem angemessenen Umgang mit Konflikten zu arbeiten.