Unternehmenskultur
Unternehmen werben heute verstärkt um Nachwuchskräfte, doch hinter attraktiven Angeboten verbirgt sich oft eine Unternehmenskultur, die nicht immer den Erwartungen entspricht.
Unternehmen werben heute verstärkt um Nachwuchskräfte, doch hinter attraktiven Angeboten verbirgt sich oft eine Unternehmenskultur, die nicht immer den Erwartungen entspricht.
Unternehmen werben heute aktiver um neue Auszubildende, Studierende und Mitarbeiter als je zuvor. Der Nachwuchs fehlt und das merkt man auch den Ausschreibungen an. Doch wo eine angenehme Unternehmenskultur propagiert wird, steckt oft eine für euch unangenehme Corporate Identity dahinter. Das müsst ihr über Unternehmenskultur wissen.
Wenn der Traumjob lockt, werfen viele Absolventen alle Pläne über Bord und unterschreiben sofort. Doch die Tätigkeit allein macht meist nicht glücklich. Eine Probezeit kann für beide Seiten eine Möglichkeit darstellen, die Unternehmenskultur erst einmal kennenzulernen. Doch was verstehen wir eigentlich unter Unternehmenskultur?
Junge Unternehmen und Startups werben gern damit, flache Hierarchien anzulegen. Das, so glauben viele Unternehmen, verbessere die Unternehmenskultur. Aber was umfasst diese Kultur eigentlich? Das Schlagwort der Unternehmenskultur fasst zusammen, wie Führungskräfte, Mitarbeiter und Partner miteinander umgehen. Das wird beispielsweise in der Corporate Identity vorangelegt.
Als Leitsatz für die Kultur im Unternehmen kann die Formulierung der eigenen Unternehmensphilosophie gelten. Aber oft ist die praktische Umsetzung ganz anders gelagert als das Bild nach außen vorgibt. So ist es beispielsweise möglich, dass sich Unternehmen nach außen für Diversität und Rechte von Minderheiten einsetzen, aber ihr als Absolventen mit migrantischem Hintergrund im gesamten Unternehmen allein dasteht, weil auf Diversität bei den Einstellungen nie geachtet wurde. Auch das Image als besonders familienfreundlich stößt oft auf eine Unternehmenskultur, in der junge Mütter nicht aktiv unterstützt werden. Positive Unternehmenskultur Beispiele können Firmen sein, die ihre Kultur innerhalb des Unternehmens nicht nur ihren Werten angepasst, sondern sie längst ins 21. Jahrhundert geholt haben.
Die theoretischen Ansätze zu modernen Unternehmenskulturen sind vielfältig und auf verschiedene Ziele ausgelegt. So ist beispielsweise das Modell nach Edgar H. Schein (Schein-Modell) bereits in den 80er-Jahren entstanden. Es sieht vor, dass sowohl Fundament, Regeln, als auch Rituale im Unternehmen unterbewusst eintrainiert werden. Die erwünschten Verhaltensweisen werden als Standard definiert, aber nicht offen verlangt, sondern unsichtbar gelebt. Zugleich sind auf der Symbolebene auch sichtbare Symbole möglich, die Gemeinschaften festigen.
Das Modell nach Hofstede definiert die Unternehmenskultur als eine Kultur innerhalb einer personell begrenzten Gruppe. Diese kleinere Gruppe grenzt sich durch Verhaltensweisen von anderen sozialen Gruppen ab. Das Fundament bilden gemeinsame Werte, aber auch Symbole, Rituale und Helden. Werte werden deutlich sichtbar gelebt und Kollektivismus bevorzugt gegenüber individuellen Wünschen.
Im "7-S-Modell" nach Peters und Waterman werden Strategie, Struktur, Systeme, Shared Values, Skills, Staff und Style zusammengefasst zu einem sichtbaren Unternehmensbild. Dieses wird nach innen und außen gelebt und betrifft alle internen Gruppen gleichermaßen. Die Führung folgt also den gleichen Werten wie Mitarbeitern. Basis dafür bildet die gemeinsame Philosophie.
Das Idealbild einer Unternehmenskultur, in der alle Beteiligten die gleichen Rechte und Pflichten genießen, wird in der Praxis stark gefordert und ausgereizt. Schlechte Unternehmenskultur Beispiele landen häufig in der Presse, da sie Arbeitnehmerrechte mit den Füßen treten. Würdet ihr für ein Unternehmen arbeiten wollen, das die Gründung eines Betriebsrates mit Massenentlassungen verhindert? Je nach Art der Karrierebestrebungen kann ein solches Unternehmen den passenden Mitarbeitern ein sicheres Umfeld bieten. Wer sich nach den Regeln der Geschäftsführung richten möchte und kein Entgegenkommen erwartet, kann hier Karriere machen. Doch für alle, denen die Einhaltung von Arbeitszeiten, Arbeitsschutz, Urlaubstagen und Boni wichtig ist, ist diese Kultur toxisch.
Wie die Kultur in einer Firma wirklich aussieht, findet ihr am Besten vor Ort oder auf Bewertungsportalen heraus, die Mitarbeitern ein anonymes Forum dafür bieten, was sie in ihrem Unternehmen schätzen und was sie stört.
Nach Zahlen der Welt ist die Deutsche Bahn in Deutschland einer der Top Arbeitgeber. Innerhalb einer Woche im April 2020 schaltete die DB 650 Stellenanzeigen. Da ist für viele Absolventen das Richtige dabei. 338.000 Menschen arbeiten aktuell für die Deutsche Bahn und die Bewertungen auf Portalen sprechen ebenfalls eine positive Sprache. So heißt es beispielsweise in einer Bewertung im Internet, dass Kommunikation, Gleichberechtigung, Umgang mit älteren Kollegen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Umweltbewusstsein und Work-Life-Balance absolut zufriedenstellend sind. Gleichzeitig weist der Bewertende darauf hin, dass die Möglichkeiten zur Steigerung des Gehalts begrenzt sind und auch die Arbeitsbedingungen nicht immer rosig sind.
In einer anderen Stadt und damit an einem anderen Standort erhält auch dieser Arbeitgeber schlechte Bewertungen. Das kann ein Marker dafür sein, dass nicht jede Stellenausschreibung für alle, die freundlichen Umgang mit ihren Vorgesetzten erwarten und nicht nach maximalen Zahlenvorgaben arbeiten möchten, geeignet sind. Wie bei der Deutschen Bahn sieht es bei vielen Arbeitgebern aus. Das "Wo" und "In welcher Gehaltsstufe" macht oft den Unterschied, wie die Unternehmenskultur sich darstellt.
Der Arbeitsmarkt in Deutschland entwickelt sich für alle, die jetzt auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sind, positiv. Qualifizierte junge Menschen werden überall gesucht. So habt ihr auch die Wahl, welche Unternehmenskultur zu euch passt. Vereinbart Probearbeiten, lest Bewertungen bereits Angestellter und entscheidet für euch, welche Werte im neuen Job wichtig sind. Nicht zuletzt werdet auch ihr am Ende Teil einer Unternehmenskultur und könnt hier positiv mitgestalten, um das Arbeitsumfeld für alle angenehmer zu machen.
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