Warum jeder Zweite wieder schnell den Job wechseln will
Vor allem jüngere Menschen kündigen inzwischen früher – teils bereits nach einem Jahr oder weniger. Woran kann das liegen? Wir beleuchten die Hintergründe.
Vor allem jüngere Menschen kündigen inzwischen früher – teils bereits nach einem Jahr oder weniger. Woran kann das liegen? Wir beleuchten die Hintergründe.
Vor allem jüngere Menschen kündigen inzwischen früher – teils bereits nach einem Jahr oder weniger. Woran kann das liegen? Wir beleuchten die Hintergründe.
Hast du schon einmal schnell gemerkt, dass ein Job nichts für dich ist – und schnell wieder gekündigt, statt dich erst durch die Probezeit zu schleppen? Dann bist du nicht alleine: Laut einer Umfrage von ZDFheute würde mehr als jeder fünfte junge Erwachsene gerne kündigen. Die Hauptgründe dafür: zu wenig Gehalt, keine Wertschätzung, zu viel Stress, generelle Jobunzufriedenheit und fehlende Aufstiegschancen. Diese Gründe sind auch in anderen Studien bestätigt worden, zum Beispiel vom Karrierenetzwerk XING. Die XING-Umfrage zeigte, dass jeder zweite Deutsche bereits in der Probezeit oder im ersten Jahr eines neuen Jobs wieder gekündigt habe. Auch hier zeigt sich nicht unbedingt die Aussicht auf eine bessere Stelle als Trigger für die Kündigung. Vielmehr geht es auch hier um Faktoren, welche die Arbeitgeber nicht gut aussehen lassen.
Junge Menschen aus der Generation Y und Z legen Wert auf Flexibilität, Wertschätzung und eine ausgewogene Work-Life-Balance als ältere Generationen. Sie sind daher eher bereit, ihren Job zu wechseln, wenn sie sich nicht wohl oder erfüllt fühlen. Sie suchen nach Jobs, die ihnen Sinn und Freude geben und nicht nur Geld oder Sicherheit. Außerdem haben sie oft mehr Möglichkeiten, als Freelancer oder in anderen Branchen zu arbeiten. So weit, so klischeebehaftet? Tatsächlich gibt es wie schon erwähnt konkrete Gründe, anhand derer Arbeitgeber ablesen können, warum sie vor allem die junge Generation am Jobmarkt langsam verlieren.
Mehr junge Menschen als je zuvor kommen mit Abschlüssen aus ihrer Uni-Karriere und bringen – zumindest in der Theorie – entsprechend hohe Qualifikationen in ihre Jobs ein. Fühlen sie sich nicht angemessen finanziell belohnt, kann das zu Frustration und Motivationsverlust führen sowie als Zeichen fehlender Wertschätzung seitens des Arbeitgebers interpretiert werden. Dazu kommen Aspekte wie hohe Mieten durch Mangel an bezahlbarem Wohnraum (vor allem in Städten) und gestiegene Lebenshaltungskosten durch die anhaltende Inflation. Werden diese erschwerenden Faktoren durch die Arbeitgeber nicht ausreichend oder gar nicht gewürdigt, ist es mit einer schnellen Kündigung nach einem Jahr nicht weit her.
Eine gute Beziehung zur Führungskraft kann mitentscheidend für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sein. Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter nicht angemessen unterstützen, schätzen oder respektieren, können das Engagement und die Motivation ihrer Mitarbeiter untergraben. Dies kann dazu führen, dass sie nach anderen Jobmöglichkeiten suchen. Dagegen sind Führungskräfte, die ihre Teams begeistern können und die ihr Wissen weitergeben, für Unternehmen Gold wert, denn sie können allein durch die Kraft ihrer Persönlichkeit und angemessenes Führungsverhalten Teams länger zusammenhalten.
Teamkultur spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und die Produktivität am Arbeitsplatz. Eine negative Atmosphäre im Team, fehlende Zusammenarbeit und Konflikte können die Arbeitszufriedenheit erheblich beeinträchtigen und dazu führen, dass Mitarbeiter den Arbeitsplatz verlassen wollen. Das ist übrigens selbst dann der Fall, wenn die Teammitglieder den größten Teil der Zeit im Homeoffice verbringen – denn atmosphärische Störungen oder unrealistische Erwartungen lassen sich genauso gut über ein virtuelles Meeting oder per Mail verbreiten wie von Angesicht zu Angesicht.
Wenn Mitarbeiter ihre Aufgaben als nicht erfüllend, monoton oder unter ihrem Qualifikationsniveau empfinden, kann das dazu führen, dass sie unzufrieden sind und letztlich kündigen. Arbeit muss heute nicht (mehr) nur den Lebensunterhalt sichern, sondern oft auch eine gewisse persönliche Erfüllung und Zufriedenheit bieten. Das mag manch ein alteingesessener Chef als gestiegenen Anspruch der neuen Generation an Arbeitnehmern interpretieren, ist aber gerade für die mentale Gesundheit ein wichtiger Faktor. Viele junge Menschen haben auch die Pandemie genutzt, um sich weiter- bzw. umzubilden und in ein anderes Berufsfeld zu wechseln. Gerade in Servicejobs fehlen daher bis heute viele Arbeitskräfte, die sich während der Schließungen nach Alternativen umgesehen haben.
Ein chronisch hoher Stresslevel durch zu hohen Druck im Job kann zu gesundheitlichen Problemen führen und das Leben im Job und außerhalb der Arbeit negativ beeinflussen. Wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, Maßnahmen zur Stressverminderung umzusetzen oder die Work-Life-Balance zu wahren, kann dies dazu führen, dass Mitarbeiter sich eine andere Stelle suchen, wo sie psychisch weniger belastet werden.
Auch lange Arbeitszeiten und wenig Freizeit sind natürlich Elemente, die zu Erschöpfung und längerfristig zu Burnout beitragen können. Sie können auch ein Anzeichen dafür sein, dass das Unternehmen unrealistische Arbeitsmengen erwartet oder die Arbeitsabläufe ineffizient gestaltet sind. Vor allem Überstunden im Homeoffice lassen sich leichter anhäufen, weil Pendelwege wegfallen und die Trennung zwischen Arbeit und Privatem schwieriger sein kann. Nimmt der Drang zu Überstunden, ob von der Unternehmenshierarchie gewollt oder nicht, Überhand, ist das ein Zeichen, dass etwas verändert werden sollte – im extremsten Fall durch die Kündigung.
Es gibt also viele Gründe, warum junge Menschen ihre Jobs inzwischen teils deutlich früher kündigen. Es ist vor allem eine Herausforderung für Arbeitgeber, diese Generation zu halten und zu motivieren. Es ist aber auch eine Chance für junge Menschen, ihren eigenen Weg zu finden und ihre beruflichen Ziele zu verwirklichen.
Tatsächlich scheint der Großteil jener, die schon einmal einen Job früh gekündigt haben, diese Maßnahme nicht zu bereuen oder sich mindestens damit arrangiert zu haben. Bei der XING-Umfrage empfanden beispielsweise rund 80 Prozent der Teilnehmenden ihre Kündigung nicht als überstürzt und sogar 91 Prozent sagten aus, sie seien im folgenden Job zufriedener gewesen.
Übrigens: Wenn du selbst überlegt zu kündigen, zeigen wir dir, wie du ein gelungenes Kündigungsschreiben verfasst und wie du bei der Kündigung auch rechtlich auf der sicheren Seite bist.
Vor allem junge Menschen kündigen häufiger früher – oft aus Gründen, die vor allem die Unzufriedenheit mit dem Arbeitgeber oder der angetretenen Stelle betreffen. Da bleibt nur die Frage: Was lässt sich für beide Seiten aus der Zunahme früher Kündigungen lernen? In erster Linie sollten sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber klar kommunizieren, welches Profil sie für eine Stelle bzw. für ein neues Teammitglied suchen. Vor allem für den Arbeitgeber sind immer wieder neue Recruiting- und Onboarding-Prozesse mit signifikantem finanziellem Aufwand und der Einteilung von Ressourcen verbunden. Gleichzeitig können auch Jobsuchende ihre Wünsche und Ziele, die sie mit einer neuen Anstellung verbinden, bereits im Bewerbungsprozess klar kommunizieren. So lässt sich die Chance auf einen persönlichen und kulturellen Fit im Unternehmen, der zu einem langfristig (oder zumindest mittelfristig) zufriedenstellenden Arbeitsverhältnis führt, deutlich erhöhen.