Wenn dein Chef nicht weiß, was er will
Dein Chef sendet gemischte Signale, kritisiert willkürlich und hat allgemein inkonsequente Erwartungen? Wir erklären, was dahinter stecken könnte.
Dein Chef sendet gemischte Signale, kritisiert willkürlich und hat allgemein inkonsequente Erwartungen? Wir erklären, was dahinter stecken könnte.
Dein Chef sendet gemischte Signale, kritisiert nach Gutdünken und hat allgemein inkonsequente Erwartungen? Wir erklären, was dahinterstecken könnte.
Paratoxische Führung ist ein Begriff, der in der Psychologie und der Organisationsentwicklung verwendet wird. Es handelt sich hierbei um einen Führungsstil, bei dem es zu inkonsistentem und manchmal sogar widersprüchlichem Verhalten seitens der Führungskraft kommt. In einer paratoxischen Führungssituation können Führungskräfte beispielsweise:
Dieses Verhalten wird oft als manipulativ, unvorhersehbar oder sogar schädlich für die Mitarbeiter empfunden. Das kann zu Verwirrung, Angst und Unsicherheit bei den Mitarbeitern führen. Doch wie entsteht paratoxische Führung überhaupt und wie können du oder deine Kollegen einem solchen Führungsmuster entgegenwirken – vor allem, wenn die Machtverhältnisse eigentlich klar geregelt sind?
Wenn du das Gefühl hast, in deinem Job nichts richtig machen zu können, egal was du versuchst, kann das ein erster Hinweis auf paratoxische Führungsmuster sein. Klassisches Beispiel: Dir wird viel zu wenig Zeit für eine Aufgabe zugeteilt, entsprechend wird das in der veranschlagten Zeit erreichte Ergebnis kritisiert. Beim nächsten Mal hast du immer noch zu wenig Zeit, nimmst dir aber nun etwas mehr, um die Aufgabe korrekt auszuführen. Nun wird kritisiert, dass du zu viel Zeit gebrauchst hast. Der Druck durch diesen sogenannten Double Bind, wenn du grob übersetzt gleich doppelt in der Zwickmühle sitzt, zwischen Machbarem und Erwartungshaltung kann ein Arbeitsverhältnis nachhaltig trüben und die Mitarbeiter mit der Zeit lähmen, statt sie zu beflügeln.
Ein weiteres oft vorkommendes Muster: In normaler Kommunikation wird dir immer wieder mitgeteilt, dass alles in Ordnung sei, nur um kurze Zeit später durch konkrete Handlungen genau das Gegenteil zu beweisen. Insgesamt gibt es laut des Wirtschaftswissenschaftlers Dr. Christian Fulmi, der den Begriff paratoxischer Führung wesentlich geprägt hat, vier besonders oft vorkommende Handlungsbeispiele, die paratoxische Führung charakterisieren.
Ob du zu selbstständiger Arbeit aufgefordert und trotzdem ständig kontrolliert wirst oder trotz immer wieder abgeschmetterter Vorschläge Ideen zur Mitsprache entwickeln sollst – die Unvereinbarkeit von Anweisungen mit der Realität ist das wohl größte Zeichen paratoxischer Führungsweisen. Wie du es drehst und wendest, machst du es falsch.
Die Aufforderung, besonders spontan oder kreativ zu sein, verhindert das Ausbilden bzw. Auftreten dieser Fähigkeiten. Aktiver Druck von oben steht Kreativität, Spontanität und Individualität oft krass entgegen.
Vage formulierte Anweisung können auch in guten Chef-Angestellten-Verhältnissen vorkommen, dienen aber in vielen Fällen schlicht dem Selbstschutz der Führungskraft. So lässt sich die Verantwortung im Zweifelsfall deutlich leichter abschieben – gut für deine Vorgesetzten, schlecht für dich, wenn du mit mehr Fragen als Antworten zurückbleibst.
Schwierig bis gar nicht zu erfüllende Anweisungen sind der Tod jeder Freude an der Arbeit. Bloß keine Fehler machen. Bloß keine Überstunden schieben, obwohl ein Projekt in der veranschlagten Zeit unmöglich zu schaffen ist. Sanktioniert werden, wenn trotzdem Überstunden gemacht wurden, weil das Projekt fertig werden musste. Solche Muster kennen unglücklicherweise viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Nützlich zur Förderung der Leistung sind sie nicht.
Der Umgang mit paratoxischer Führung kann für dich und deine Kollegen sehr herausfordernd sein. Ein paar Strategien, die diesem Führungsstil entgegenwirken, sind:
Paratoxische Führung kann schwerwiegende Auswirkungen auf Mitarbeiter, Teams und die gesamte Organisation haben, die sich auf verschiedene Weisen äußern:
Geringeres Mitarbeiterengagement und -zufriedenheit: Mitarbeiter, die paratoxischer Führung ausgesetzt sind, können sich entfremdet, missverstanden und nicht geschätzt fühlen. Diese negativen Emotionen führen im Laufe der Zeit dazu, dass sie sich weniger engagieren, ihre Motivation verlieren und allgemein unzufriedener mit ihrer Arbeit sind.
Höhere Fluktuation: Aufgrund des stressigen und oft toxischen Arbeitsumfelds, das durch paratoxische Führung entstehen kann, suchen viele Mitarbeiter nach anderen Stellen und verlassen das Unternehmen. Dies kann zu hohen Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter führen, ganz zu schweigen von dem Verlust an Fachwissen und Erfahrung. Häufig setzt sich so eine Spirale in Gang, durch die immer mehr Teammitglieder das Unternehmen verlassen.
Verringerung der Teamproduktivität und -effizienz: Wenn Mitarbeiter ständig neu eingearbeitet werden müssen und zudem unsicheren, widersprüchlichen oder manipulativen Anweisungen ausgesetzt sind, kann dies zu Verwirrung, Missverständnissen und Fehlern führen. Teams arbeiten weniger kohärent, und es kommt zu Konflikten und Misstrauen unter den Teammitgliedern, was die allgemeine Produktivität, Effizienz und nicht zuletzt die Moral beeinträchtigt.
Zusätzlich zu diesen drei Folgen können paratoxische Führungsstile auch die psychische Gesundheit der Mitarbeiter beeinträchtigen, mit Stress, Burnout und anderen gesundheitlichen Problemen als möglichen Konsequenzen.
Paratoxische Führung kann erhebliche negative Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld haben. Die Folgen sind oft immens und verstärken sich im Laufe der Zeit, weshalb es für Organisationen von entscheidender Bedeutung ist, solche Führungsverhaltensweisen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um ihnen entgegenzuwirken. Auch du als Mitarbeiter solltest dir deiner Rechte und Möglichkeiten bewusst sein und nicht zögern, Unterstützung zu suchen, wenn du dich in einer solchen Umgebung wiederfindest.