Gruppe von Menschen
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Gruppe von Menschen
Aufgeblasene Kolleg:innen?

Wenn Ego die Leistung übertrumpft

Loud Laborers sprechen lieber über ihren Job, als ihn zu erledigen. Wir zeigen dir, wie du diese Art von Kollegen erkennst und mit ihnen umgehst.

Loud Laborers sprechen lieber über ihren Job, als ihn zu erledigen. Wir zeigen dir, wie du diese Art von Kollegen erkennst und mit ihnen umgehst.

Mann sitzt am Tisch
hannah wei / unsplash
Mann sitzt am Tisch

Was zeichnet Loud Laborers aus?

Der Begriff vom Loud Laborer geht wahrscheinlich auf den neuseeländischen Experten für Organisationsverhalten André Spicer zurück, der an der Bayes Business School der University of London arbeitet. Für diese Art von Kollegen bzw. Mitarbeiter besteht der wichtigste Teil ihres Jobs darin, über die Arbeit zu reden, statt sie tatsächlich zu erledigen. Letzteres ist in solchen Fällen eher eine nachrangige Sorge.

Doch warum verhalten sich Loud Laborers so? Sie werden oft den sogenannten Quiet Quitters, also jenen Mitarbeitern, die lediglich den Dienst nach Vorschrift erledigen, gegenübergestellt. Während Letztere immerhin die grundsätzliche Arbeit, für die sie verpflichtet wurden, leisten und sich ansonsten wenig disruptiv verhalten, kann das bei Loud Laborers schon eher infragegestellt werden. So dient die Erledigung der Arbeit eher dem Ziel, damit auf die Suche nach Anerkennung zu gehen – vor allem auf Business-Plattformen wie LinkedIn oder anderen Social-Media-Seiten. Das ist nämlich eine schnelle Möglichkeit, an die Bestätigung durch Likes und anerkennende Kommentare zu kommen. Diese Gegensätzlichkeit von präsentierter und tatsächlich abgelieferter Leistung zeichnet die Loud Laborers am ehesten aus.

Warum verhalten sich Loud Laborers so, wie sie es tun?

Es gibt unterschiedliche Theorien darüber, warum sich Loud Laborers mit ihrem Geltungsdrang so in den Vordergrund schieben – denn meist handelt es sich dabei um mehr als eine schlechte Angewohnheit. Der bereits erwähnte André Spicer äußerte die bekannte Theorie, dass die Zunahme virtueller Arbeit – also weg von ständiger physischer Nähe zu Kollegen und Chefs – dazu führt, dass die Arbeit nicht mehr genug gesehen (und damit gewürdigt) wird. Also muss zur (Über-)Kompensation dieses Fehlens an Bestätigung ein anderer Weg her, sich diese zu holen. Soziale Medien bieten die perfekte Plattform, dieses Bedürfnis zu befriedigen – vor allem, wenn bereits ein gut ausgebautes Netzwerk aus (mehr oder weniger) willigen Zuhörern besteht.

Wie können Loud Laborers einem Unternehmen schaden?

  • Falsche Wahrnehmung: Die Darstellungen von übermäßig kompensierenden Mitarbeitern könnten Bewerber, Kunden oder Geschäftspartner, die im Internet nach dem Unternehmen suchen, negativ beeinflussen.
  • Eingeschränkte Leistungsfähigkeit: Die Forschung hat bereits festgestellt, dass übermäßige Selbstrepräsentation in Gruppen die Arbeitsfähigkeit von ganzen Teams und Organisationen belasten kann. Dies könnte sogar in einer Verschlechterung der Gesamtleistung enden.
  • Gefährdeter Zusammenhalt im Team: Wer konstant im Mittelpunkt stehen möchte, zieht häufig auch den Neid der Anderen auf sich und kann infolgedessen eine Arbeitsumgebung erzeugen, die auf Wettbewerb und Auseinandersetzungen statt auf Zusammenarbeit beruht. Hierbei könnten der gegenseitige Support, das Vertrauen und der Wille zur Kollaboration innerhalb der Gruppe ins Hintertreffen geraten – vor allem, wenn solches Verhalten belohnt wird.
  • Abfallende Arbeitsmoral: Personen, die ständig nach Anerkennung suchen und dabei die eigentlichen Arbeitstätigkeiten vernachlässigen, könnten auch weitere bzw. jüngere Teammitglieder, die auf der Suche nach einem beruflichen Vorbild sind, dazu ermutigen, bewusst oder unbewusst diesem Verhalten nachzueifern. So sinkt die Arbeitsmoral weiter, wenn mehr diskutiert als tatsächlich gearbeitet wird.
Menschen vor dem Notebook
leksandra sapozhnikova r / unsplash
Menschen vor dem Notebook

Wie kannst du dich gegenüber Loud Laborers verhalten?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen in der Arbeitswelt mit ihren Leistungen prahlen – und das kann ganz schön nerven, besonders wenn du siehst, dass sie nicht so viel beitragen, wie sie behaupten. Doch was kannst du dagegen tun?

Versuche dich nicht von dem Verhalten deines Kollegen persönlich betroffen oder provoziert zu fühlen. Wenn du die Situation nicht einfach ignorieren willst, könntest du in einem ruhigen Moment ein Gespräch mit ihm führen. Drücke dabei deine Gefühle und Wahrnehmungen aus, ohne ihn anzugreifen oder ihm Vorwürfe zu machen. Du könntest sagen, dass du bemerkt hast, dass er oft von seiner Arbeit spricht und dass du den Eindruck hast, dass er viel delegiert oder weniger zum Teamerfolg beiträgt, als es online den Anschein macht. Teile ihm mit, wie das auf dich und vielleicht auch auf andere im Team wirkt. Lade deinen Kollegen oder deine Kollegin dazu ein, seine/ihre Sichtweise darzustellen.

Wenn ein persönliches Gespräch nicht hilft oder aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, könntest du auch das Thema mit deinem Team und/oder deinen Vorgesetzten besprechen. Dabei geht es nicht darum, deinen Kollegen zu "verpfeifen", sondern darum, ein besseres Arbeitsklima für alle zu schaffen. Schwieriger ist es natürlich, wenn dein Chef selbst der Loud Laborer ist und du z. B. einen narzisstischen Chef hast. Hier solltet ihr als Team überlegen, was ihr tun könnt, um die Situation zu verbessern – vor allem, wenn sie das Arbeitsklima bereits deutlich belastet.

Letztendlich ist es wichtig, dass du dich auf deine eigene Arbeit und deine eigenen Beiträge konzentrierst. Deine eigene Arbeit sollte für sich stehen und überzeugen. Nutze diese Gelegenheit vielleicht, um über deine eigenen Arbeitsmethoden zu reflektieren und zu schauen, wie du effektiv und kooperativ mit anderen zusammenarbeiten kannst.

Fazit

Loud Laborers können, wenn ihnen nicht rechtzeitig Einhalt geboten wird, der Atmosphäre in einem Team nachhaltig schaden und so auch die Arbeitsleistung beeinträchtigen. Wenn Erfolge immer nur auf eine Person zurückfallen – die dazu vielleicht gar nicht so viel beigetragen hat –, zehrt das auf Dauer an den Nerven. Das Ziel muss es sein, diese Kolleginnen und Kollegen in ihrer Wirkung einzuschränken oder sie auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen. Dafür kannst du zunächst mit deinen Vorgesetzten sprechen oder, wenn du dich in einer solchen Position befindest, selbst das Gespräch suchen. Lege dir dafür in jedem Fall deine Argumente gut zurecht. Vielleicht kannst du dein Team überzeugen, in dieser Angelegenheit gemeinsam und mit einer Stimme zu sprechen.