Arbeitskräftemangel - Chancen & Risiken
Worker’s Paradise?
Befinden wir uns aktuell in einer Art Goldenem Zeitalter für Arbeitskräfte? Viele Branchen suchen aktuell Personal. Wir beleuchten kurz Chancen und Risiken.
Vielleicht hast du schon davon gelesen – in vielen Branchen werden aktuell händeringend Arbeitskräfte gesucht. Davon sind nicht nur Azubi-Stellen, sondern auch viele im Vergleich schlechter bezahlte oder anstrengende Jobs und sogar Positionen für Fachkräfte betroffen. Viele Experten sind sich einig: Der Arbeitskräftemangel wird uns noch eine Weile begleiten. Dieses Phänomen eröffnet eine Vielzahl an Chancen für Arbeitnehmer – von höheren Löhnen über bessere Arbeitsbedingungen bis hin zu flexibleren Arbeitszeiten. Es ist ein wenig wie ein All-you-can-eat-Buffet der beruflichen Möglichkeiten.
Findet aktuell ein grundlegender Wandel auf dem Arbeitsmarkt statt?
Als Folge der Corona-Pandemie wechselten hierzulande und in vielen anderen Industrienationen Menschen von schlecht bezahlten, anstrengenden Service-Jobs in besser bezahlte Positionen in anderen Branchen. Sie nutzten die Zeit, um sich weiterzubilden und sich nach alternativen Angeboten umzusehen. Doch als Anfang 2022 der Ukraine-Krieg ausbrach, die Wirtschaft schwächelte und Inflation sowie Zinsen rasant anstiegen, rechneten viele damit, dass als Folge der gestiegenen Lebenshaltungskosten wieder mehr Jobs besetzt werden würden. Stattdessen berichten viele Recruiterinnen und Recruiter weiterhin davon, dass es schwer sei, geeignete Kräfte für viele Stellen zu finden.
Ein Grund dafür könnte der anhaltende demografische Wandel sein. Es gehen mehr Menschen in Rente, als neue Kräfte auf den Arbeitsmarkt drängen. Das durch Einwanderung und geburtenstarke Jahrgänge über lange Zeit anhaltende Überangebot an Arbeitskräften drückte die Löhne, die Arbeitskräfte für ihre Arbeit verlangen konnten. Dieser Trend des letzten Jahrhunderts hat sich inzwischen umgekehrt. Ausgerechnet in den Pandemiejahren setzte zudem die Ruhestandswelle dieser “Babyboomer” ein.
Dazu kommt der vor allem inzwischen auf dem deutschen Markt fast schon klassisch beschworene Fachkräftemangel in unterschiedlichen Branchen (vor allem aber im IT-Bereich), der nur durch Zuwanderung von außen zu beheben sei. Für die verbliebenen Kräfte heißt das: Um sie könnte in den kommenden Jahren mit steigenden Gehältern und besseren Benefits hart gekämpft werden.
Welche Chancen und Risiken gibt es für Arbeitnehmer?
In einer Welt, in der Arbeitskräfte für eine sehr lange Zeit knapp bleiben, öffnet sich also plötzlich eine Vielzahl von Chancen für junge Menschen und Berufsanfänger. Diese Situation mag zunächst überwältigend erscheinen, doch sie bietet mehr als nur Unsicherheit. Hier sind einige der Chancen, die sich ergeben können.
Aktuelle Vorteile für Arbeitnehmer
Höhere Gehälter: Wenn Unternehmen um qualifizierte Arbeitskräfte konkurrieren, steigen in der Regel die Gehälter. Dies kann besonders für junge Berufseinsteiger attraktiv sein, die sich einen finanziell stabilen Start ins Berufsleben wünschen.
Mehr Flexibilität: Da Unternehmen sich stärker um ihre Mitarbeiter bemühen müssen, kann es mehr Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten und -orte geben. Diese Flexibilität kann für Menschen, die einen ausgewogenen Lebensstil suchen, von Vorteil sein.
Bessere Arbeitsbedingungen: Unternehmen könnten sich verstärkt um eine positive Arbeitsumgebung bemühen, um ihre Mitarbeiter zu behalten. Das kann zu einem besseren Arbeitsklima, höherer Arbeitszufriedenheit und einem allgemein verbesserten Wohlbefinden am Arbeitsplatz führen.
Breite Auswahl an Jobs und Branchen: Mit der Arbeitskräfteknappheit könnten mehr Möglichkeiten in unterschiedlichen Branchen zur Verfügung stehen. Das bedeutet, es könnte einfacher sein, eine Stelle in dem Bereich zu finden, der am besten zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt.
Entwicklungsmöglichkeiten: Unternehmen könnten mehr in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, um ihre Kompetenzen zu erweitern und sie für die Organisation wertvoller zu machen. Das kann zu einer Vielzahl von Entwicklungsmöglichkeiten und neuen verfügbaren Karrierepfaden führen. Zudem werden durch die Verrentung bzw. Pensionierung von Führungskräften entsprechende, noch besser bezahlte Stellen frei.
Kampf um die Zukunft
Alles groovy also auf dem Arbeitsmarkt – zumindest für dich? Nicht unbedingt. Erinnere dich daran, dass diese Chancen auch Risiken mit sich bringen können. Schlussendlich sind wir alle ersetzbar. Dazu kann es überwältigend sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen und den richtigen Karrierepfad zu wählen – und eine falsche Entscheidung kann den Lebensplan um längere Zeit zurückwerfen. Und auch am Horizont könnte durch den Aufstieg und die schnelle Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz Gefahr im Verzug sein. Viele Jobs könnten in einigen Jahren einfach von Künstlicher Intelligenz erledigt werden und so unterschiedliche Berufsgruppen entweder überflüssig machen oder sie dazu zwingen, mit KI zu arbeiten.
Auch Service-Jobs oder Arbeiter in Fabriken könnten durch die zunehmende Automatisierung künftig wegfallen bzw. nicht mehr gebraucht werden. Bleiben Arbeitskräfte knapp, könnte das Unternehmen dazu verleiten, weiter mehr in Automatisierung und KI zu investieren – denn die braucht weder Urlaub noch Krankenversicherung.
Fazit
Wenn die Gesellschaft in einigen Jahrzehnten auf die heutige Zeit zurückblickt, könnte es sein, dass sie die postpandemischen Jahre als eine Art “Goldenes Zeitalter” auf dem Arbeitsmarkt ausmacht. Oder vielleicht ist besagte Gesellschaft als Resultat des Klimawandels und andauernder Klassenkämpfe bereits in sich zusammengebrochen und die neue Wirtschaft basiert auf einem Tauschsystem von Waren und Naturalien – wer kann das schon mit absoluter Sicherheit sagen?
Aktuell jedoch könnten die Chancen für junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte auf dem Markt aber tatsächlich sehr gut stehen. Vor allem Berufszweige, die mit KI zu tun haben, könnten in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Aktuell stehen wir noch ganz am Beginn dieser Entwicklung – es kann also nicht schaden, sich bereits mit diesem Thema zu befassen, bevor es wirklich jeder tut.