Foto: s_karau / photocase.de
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So gehst du richtig damit um

Absage nach Vorstellungsgespräch schmerzt

Eine Absage nach Vorstellungsgespräch oder Bewerbung schmerzt, keine Frage. Sie ist aber auch eine wertvolle Chance. So bekommst du den Kopf wieder frei!

Ablehnung tut weh. Und das nicht nur im übertragenen Sinn: Eine Studie unter der Leitung der Universität von Michigan hat herausgefunden, dass ein Korb im Gehirn dieselben hormonellen Reaktionen hervorruft wie körperlicher Schmerz. Das gilt aber nicht nur im Liebesleben, sondern in allen sozialen Bereichen – auch im Berufsleben, zum Beispiel bei einer Absage nach Vorstellungsgespräch oder schriftlicher Bewerbung.

Wenn also eine Absage ins Haus flattert, ist es normal, dass du dich enttäuscht, ja vielleicht sogar verletzt fühlst. Immerhin hast du dir Mühe mit dem Anschreiben gegeben, deinen Lebenslauf auf Vordermann gebracht und dich intensiv mit dem Unternehmen auseinandergesetzt. Womöglich warst du sogar im persönlichen Gespräch und hast auch dort dein Bestes gegeben. Hat es trotz aller Bemühungen nicht mit dem Traumjob geklappt, ist die Ernüchterung groß. Trotz oder Selbstmitleid sind allerdings die falsche Reaktion. Setze dich stattdessen sachlich mit der Absage nach dem Vorstellungsgespräch auseinander und sehe sie als Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. 

Foto: s_karau / photocase.de
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Absage nach Vorstellungsgespräch oder Bewerbung: Nicht persönlich nehmen!

Im Berufsleben stößt jede:r früher oder später einmal auf Ablehnung. Ob nun Vorgesetzte eine ambitionierte Projekt-Idee abschmettern oder eben die Bewerbung nicht den gewünschten Erfolg bringt: Ein professioneller Umgang mit Absagen ist entscheidend – und kann zum Glück erlernt werden.

Der wichtigste Punkt dabei lautet: Nimm eine Absage nach Vorstellungsgespräch oder Bewerbung niemals persönlich!

Du wirst dabei nicht als Person abgelehnt, das solltet du dir stets ins Bewusstsein rufen. In vielen Fällen hat eine Absage gar nichts mit dir zu tun, sondern beruht auf den Umständen. Der häufigste Grund ist schlicht und einfach die Tatsache, dass es für die meisten Stellen eine Masse an Bewerber:innen gibt – von denen nun einmal nur eine:r den Job bekommen kann. Vielleicht gab es eine:n Mitbewerber:in, deren Qualifikation oder Persönlichkeit besser zu den Vorstellungen des Unternehmens passt. Das heißt aber nicht, dass du und deine Fähigkeiten nicht gut genug seid. Möglicherweise musst du dich nur besser präsentieren oder die Stellen, auf die du dich bewirbst, besser auswählen. Jede Absage bietet dir darum auch die Möglichkeit, dich zu verbessern und etwas für zukünftige Bewerbungen dazu zu lernen.

Foto: greycoast / photocase.de
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Die Absage als Chance für die nächste Bewerbung

Damit du die Absage nicht als Versagen, sondern als Chance begreifst, solltest du dir zunächst einmal bewusst machen: Warum habe ich eine Absage bekommen? Für die genaue Analyse schaust du dir am besten erst einmal an, wie viel Zeit zwischen der Bewerbung und dem Ablehnungsschreiben vergangen ist. Gerade große Unternehmen oder Firmen, die sehr beliebte Stellen ausschreiben, bekommen häufig eine wahre Flut an Bewerbungsschreiben.

Um diese Menge an Anschreiben bearbeiten zu können, gibt es darum in vielen Personalabteilungen einen festen Katalog an Qualitätskriterien, die erfüllt werden müssen. Fällt eine Bewerbung nicht in diesen Rahmen, wird sie ungelesen aussortiert. Wichtig ist auch die Überlegung: Kam die Absage nach dem Vorstellungsgespräch oder schon nach der schriftlichen Bewerbung?

Wenn du die Absage zeitnah nach dem Versand deiner Bewerbung oder direkt nach Ende der Bewerbungsfrist erhältst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass deine Unterlagen die Kriterien nicht erfüllt haben. Überprüfe daher deine Mappe noch einmal genau und achte dabei besonders auf Formalien:

  • Ist die Bewerbung übersichtlich gestaltet und ansprechend formatiert?
  • Gibt es keine Rechtschreib- und Grammatikfehler?
  • Ist das Anschreiben maximal eine Seite lang?
  • Sind alle in der Ausschreibung gewünschten Informationen enthalten?
  • Ist das Anschreiben optimal auf die Stelle und das Unternehmen zugeschnitten?

Bitte am besten eine Person aus deinem Umfeld, die Bewerbung noch einmal kritisch zu prüfen. Oft liefert eine zweite, unabhängige Person wertvollen Input und entdeckt Fehler, die du selbst übersehen hast. Gerade wenn du noch nicht viel Erfahrung mit Bewerbungen hast, solltest du Menschen mit mehrjähriger Berufserfahrung um Hilfe bitten – vielleicht kennst du ja sogar Freund:innen oder Familienmitglieder, die eine Führungsposition bekleiden und selbst schon einmal Mitarbeiter:innen eingestellt haben.

Chance zur Verbesserung: Bewerbung auch inhaltlich prüfen

Wenn du selbst nach eingehender Prüfung keine formalen Fehler in deiner Bewerbung findest, dann solltest du noch einmal den Inhalt überdenken. Womöglich hast du dich für eine Stelle beworben, für die du nicht ausreichend qualifiziert bist. Oder im Gegenteil: du hast zu viel Know-how für den Job. Vielleicht sind deine Qualifikationen aber auch ideal für die Stelle und du hast sie nur nicht gut genug präsentiert, deine Erfolge nicht in den Vordergrund gestellt oder die falschen Punkte hervorgehoben. Darum lohnt sich auch eine genaue inhaltliche Durchsicht der Unterlagen:

  • Passen deine Qualifikationen zur ausgeschriebenen Stelle?
  • Hast du dich ausreichend über das Unternehmen informiert?
  • Sind deine Gehaltsvorstellungen zu hoch?
  • Wird deine Motivation ausreichend deutlich?

Wenn du die Absage erst mit einiger Verzögerung erhalten hast, ist das an sich ein gutes Zeichen: Es deutet darauf hin, dass sich die Personaler:innen deine Bewerbung zumindest angesehen und dich für die nächste Bewerbungsrunde in Betracht gezogen haben. Es gibt also vermutlich zwar noch Optimierungsbedarf – du bist aber auf dem richtigen Weg. Auch hier hilft die kritische Durchsicht, am besten mit Unterstützung einer objektiven Person.

Leider geben viele Ablehnungsschreiben heutzutage keinen Aufschluss darüber, weshalb du nicht für den Job in Frage kommst. Grund dafür ist häufig das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Unternehmen wollen vermeiden, dass sich jemand aufgrund der Absage diskriminiert fühlt, zum Beispiel wegen seines Alters oder Geschlechts, und im schlimmsten Fall vor Gericht zieht. Darum sind Absagen meist neutral gehalten und gehen nicht auf Details ein. Hinzu kommt, dass bei einer großen Anzahl an Bewerber:innen schlicht keine Zeit bleibt, allen ein personalisiertes Scheiben zukommen zu lassen.

Bitte um Feedback: möglichst zeitnah und höflich

Nicht nur eine Absage nach dem Vorstellungsgespräch, auch die Absage nach der ersten Bewerbungsrunde kann dir dabei helfen, dich weiterzuentwickeln: Wenn du schon im persönlichen Kontakt mit der Personalabteilung standest, kannst du trotzdem einmal nachfragen. Das lohnt sich aber nur, wenn du wirklich eine:n direkte:n Ansprechpartner:in hast, bei denen du dich per E-Mail oder telefonisch melden kannst. Achte dabei auf die richtige Formulierung: Eine unverblümte Frage nach den Ablehnungsgründen wird eher nicht von Erfolg gekrönt sein.

Besser ist es, wenn du um Feedback bittest und nachfragst, was du für zukünftige Bewerbungen besser machen kannst. Das signalisiert, dass du an dir arbeiten willst und in der Lage bist, professionell und sachlich mit Kritik umzugehen. Am besten meldest du dich möglichst zeitnah, nachdem du die Absage erhalten hast. So ist die Chance am größten, dass du noch im Gedächtnis bist.

Die wichtigste Grundregel dabei lautet: Egal, wie enttäuscht du bist oder wie wenig du die Entscheidung verstehen kannst – bleibt immer höflich, freundlich und professionell. Du weißt nie, ob du bei diesem Unternehmen oder dieser Person in Zukunft vielleicht noch einmal eine Job-Chance bekommst. Hinterlasst also immer den bestmöglichen Eindruck.

Wer weiß: Vielleicht schreibt das Unternehmen zeitnah wieder eine Stelle aus, für die du geeignet bist. Wenn diese:r Ansprechpartner:in erkennt, dass du seine Anmerkungen umgesetzt und deine Unterlagen entsprechend optimiert hast, kann dir das einen wertvollen Bonuspunkt verschaffen. Denn Kritikfähigkeit und die kompetente Umsetzung von Feedback sind wichtige Eigenschaften, die jeder Arbeitgeber schätzt. In jedem Fall aber bietet dir der professionelle Input die Chance, dich für zukünftige Bewerbungen zu rüsten.

Insgesamt sind deine Chancen auf ein solches Feedback bei kleineren oder eher familiär geführten Unternehmen größer als bei großen Konzernen. Wenn du keine ausführliche Antwort auf deine Nachfrage bekommst, solltest du das ebenfalls nicht persönlich nehmen. Personaler:innen sind dir gegenüber zu keiner Auskunft verpflichtet – und die nachträgliche „Betreuung“ abgelehnter Bewerber:innen passt vielleicht einfach nicht in einen schon sehr vollen Arbeitsalltag. Je nachdem, wie freundlich und entgegenkommend die Rückmeldung ausfällt, kannst du außerdem auch noch einmal abschätzen, ob die Unternehmenskultur und Kommunikation in dieser Firma wirklich deinen Vorstellungen entspricht.

Absage nach Vorstellungsgespräch: gute Chance auf Feedback

Beste Aussichten auf ein konstruktives Feedback hast du übrigens, wenn du es schon eine Runde weiter geschafft hast und die Absage nach dem Vorstellungsgespräch erfolgt. Das bedeutet, dass du mit deinen schriftlichen Unterlagen und Qualifikationen überzeugen konntet – du dich im Gespräch aber womöglich nicht optimal präsentiert hast.

In diesem Fall solltet du am besten die Kontaktperson anrufen, mit der du das Gespräch geführt hast. Achtung: Auch wenn du enttäuscht bist, solltest du dich das niemals anmerken lassen! Bleib unbedingt höflich und bedanke dich freundlich für die Einladung und die Chance. Bitte auch hier nicht direkt um eine Begründung, sondern höchstens um Hilfestellung für zukünftige Bewerbungen. Wenn du das Gefühl hast, dass das Gespräch an sich positiv verlaufen ist und du einen guten Eindruck hinterlassen konntest, kannst du auch darum bitten, für zukünftige freie Stellen in Betracht gezogen zu werden.

Damit zeigst du, dass du ein großes Interesse hast, für genau dieses Unternehmen zu arbeiten – auch wenn du für diese spezielle Stelle vielleicht nicht die beste Wahl warst. Mitarbeiter:innen, die sich stark mit der Firma identifizieren, sind wertvoll. Wenn es das Telefonat erlaubt, kannst du hier also noch einmal deine Motivation platzieren und unterstreichen, weshalb dieses Unternehmen für dich der ideale Arbeitgeber ist. Vielleicht kannst du hierfür Punkte aus dem Bewerbungsgespräch noch einmal aufgreifen. Das signalisiert Gesprächspartner:innen außerdem, dass du etwas aus dem Treffen mitgenommen hast.

Eventuell eröffnen sich in diesem Gespräch neue Möglichkeiten, etwa ein Praktikum oder eine Trainee-Stelle statt der Festanstellung. Es gibt sogar Beispiele, dass eine solche Bitte um Feedback zu einer erneuten Einladung oder gar zu einem Job-Angebot geführt hat. Das ist allerdings die Ausnahme und sollte auch nicht deine Motivation für die Rückmeldung sein. Denn auch wenn es nicht unmöglich ist: Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering.

Gehst du davon aus, dass ein Telefonat trotz Ablehnung neue Chancen auf den Job einräumt, wird wahrscheinlich wieder eine Enttäuschung erleben. Akzeptiere die Absage und nutzt sie vielmehr als Ansporn, dich weiterzuentwickeln. Denke daran: Es kann nur eine:n geben – aber es gibt keinen Grund dafür, warum du nicht beim nächsten Versuch erfolgreich bist.

Foto: simonthon.com / photocase.de
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Fazit

Lass dich nicht entmutigen, wenn es mal etwas länger dauert: Im Schnitt musst du je nach Berufsbild bis zu 45 Bewerbungen verschicken, bevor du einen Arbeitsvertrag unterzeichnen darfst. Dabei erfolgt die Einladung zum persönlichen Gespräch durchschnittlich nach 9,5 schriftlichen Bewerbungen.  Diese Quote kannst du verbessern, indem du dich möglichst gezielt bewirbst und jede Absage als Anlass nimmst, deine Unterlagen oder deine Selbstpräsentation zu hinterfragen und zu optimieren.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Absagen gehören zum Berufsleben dazu. Du kannst lernen, damit umzugehen.
  • Du darfst Absagen niemals persönlich nehmen: Sie sind keine Ablehnung deiner Person.
  • Nutze die Absage nach Vorstellungsgespräch oder Bewerbung als Chance.
  • Wenn du eine:n persönliche:n Ansprechpartner:in hast: Bitte um Feedback.
  • Bleib immer höflich, freundlich und professionell.
  • Erwarte nicht, dass der Arbeitgeber seine Meinung ändert.
  • Unterziehe deine Unterlagen nach jeder Absage einem gründlichen Check.
  • Wähle die Stellenangebote gezielter aus, um Absagen zu reduzieren.
  • Lass dich niemals entmutigen: Schon die nächste Bewerbung kann Erfolg haben.