Absage nach Vorstellungsgespräch schmerzt
Eine Absage nach Vorstellungsgespräch oder Bewerbung schmerzt, keine Frage. Sie ist aber auch eine wertvolle Chance. So nutzt ihr die Absage für euren beruflichen Erfolg.
Eine Absage nach Vorstellungsgespräch oder Bewerbung schmerzt, keine Frage. Sie ist aber auch eine wertvolle Chance. So nutzt ihr die Absage für euren beruflichen Erfolg.
Ablehnung tut weh. Und das nicht nur im übertragenen Sinn: Eine Studie unter der Leitung der Universität von Michigan hat herausgefunden, dass ein Korb im Gehirn dieselben hormonellen Reaktionen hervorruft wie körperlicher Schmerz. Das gilt aber nicht nur im Liebesleben, sondern in allen sozialen Bereichen – auch im Berufsleben, zum Beispiel bei einer Absage nach Vorstellungsgespräch oder schriftlicher Bewerbung.
Wenn also eine Absage ins Haus flattert, ist es normal, dass ihr euch enttäuscht, ja vielleicht sogar verletzt fühlt. Immerhin habt ihr euch Mühe mit dem Anschreiben gegeben, euren Lebenslauf auf Vordermann gebracht und euch intensiv mit dem Unternehmen auseinander gesetzt. Womöglich wart ihr sogar im persönlichen Gespräch und habt auch dort euer Bestes gegeben. Hat es trotz aller Bemühungen nicht mit dem Traumjob geklappt, ist die Ernüchterung groß. Trotz oder Selbstmitleid sind allerdings die falsche Reaktion. Es ist wichtig, dass ihr euch sachlich mit der Absage nach dem Vorstellungsgespräch auseinandersetzt und sie als Chance seht, beim nächsten Mal alles besser zu machen.
Im Berufsleben stößt jeder früher oder später einmal auf Ablehnung. Ob nun der Chef eine ambitionierte Projekt-Idee abschmettert oder eben die Bewerbung nicht den gewünschten Erfolg bringt: Ein professioneller Umgang mit Absagen ist entscheidend – und kann zum Glück erlernt werden.
Der wichtigste Punkt dabei lautet: Nehmt eine Absage nach Vorstellungsgespräch oder Bewerbung niemals persönlich!
Ihr werdet dabei nicht als Person abgelehnt, das solltet ihr euch stets ins Bewusstsein rufen. In vielen Fällen hat eine Absage gar nichts mit euch zu tun, sondern beruht auf den Umständen. Der häufigste Grund ist schlicht und einfach die Tatsache, dass es für die meisten Stellen eine Masse an Bewerbern gibt – von denen nun einmal nur einer den Job bekommen kann. Vielleicht gab es einen Mitbewerber, dessen Qualifikation oder Persönlichkeit besser zu den Vorstellungen des Unternehmens passt. Das heißt aber nicht, dass ihr und eure Fähigkeiten nicht gut genug seid. Möglicherweise müsst ihr euch nur besser präsentieren oder die Stellen, auf die ihr euch bewerbt, besser auswählen. Jede Absage bietet euch darum auch die Möglichkeit, euch zu verbessern und etwas für zukünftige Bewerbungen dazu zu lernen.
Damit ihr die Absage nicht als Versagen, sondern als Chance begreifen könnt, solltet ihr euch zunächst einmal bewusst machen: Warum habe ich eine Absage bekommen? Für die genaue Analyse schaut ihr euch am besten erst einmal an, wie viel Zeit zwischen der Bewerbung und dem Ablehnungsschreiben vergangen ist. Gerade große Unternehmen oder Firmen, die sehr beliebte Stellen ausschreiben, bekommen häufig eine wahre Flut an Bewerbungsschreiben.
Um dieser Menge an Anschreiben Herr zu werden, gibt es darum in vielen Personalabteilungen einen festen Katalog an Qualitätskriterien, die erfüllt werden müssen. Fällt eine Bewerbung nicht in diesen Rahmen, wird sie ungelesen aussortiert. Wichtig ist auch die Überlegung: Kam die Absage nach dem Vorstellungsgespräch oder schon nach der schriftlichen Bewerbung?
Wenn ihr die Absage unmittelbar nach dem Versand eurer Bewerbung oder direkt nach Ende der Bewerbungsfrist erhaltet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eure Unterlagen die Kriterien nicht erfüllt haben. Überprüft daher eure Mappe noch einmal genau und achtet dabei besonders auf Formalien:
Bittet am besten jemanden aus eurem Umfeld, die Bewerbung noch einmal kritisch zu prüfen. Oft liefert eine zweite, unabhängige Person wertvollen Input und entdeckt Fehler, die man selbst übersehen hat. Gerade wenn ihr noch nicht viel Erfahrung mit Bewerbungen habt, solltet ihr jemanden mit mehrjähriger Berufserfahrung um Hilfe bitten – vielleicht kennt ihr ja sogar jemanden, der eine Führungsposition bekleidet und selbst schon einmal Mitarbeiter eingestellt hat.
Wenn ihr selbst nach eingehender Prüfung keine formalen Fehler in eurer Bewerbung findet, dann solltet ihr noch einmal den Inhalt überdenken. Womöglich habt ihr euch für eine Stelle beworben, für die ihr nicht ausreichend qualifiziert seid. Oder im Gegenteil: Ihr habt zu viel Know-how für den Job. Vielleicht sind eure Qualifikationen aber auch ideal für die Stelle und ihr habt sie nur nicht gut genug präsentiert, euer Licht zu sehr unter den Scheffel gestellt oder die falschen Punkte hervorgehoben. Darum lohnt sich auch eine genaue inhaltliche Durchsicht der Unterlagen:
Wenn ihr die Absage erst mit einiger Verzögerung erhalten habt, ist das an sich ein gutes Zeichen: Es deutet darauf hin, dass sich die Personaler eure Bewerbung zumindest angesehen und euch für die nächste Bewerbungsrunde in Betracht gezogen haben. Es gibt also vermutlich zwar noch Optimierungsbedarf – ihr seid aber auf dem richtigen Weg. Auch hier hilft die kritische Durchsicht, am besten mit Unterstützung einer objektiven Person.
Leider geben viele Ablehnungsschreiben heutzutage keinen Aufschluss darüber, weshalb ihr nicht für den Job in Frage kommt. Grund dafür ist häufig das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Unternehmen wollen vermeiden, dass sich jemand aufgrund der Absage diskriminiert fühlt, zum Beispiel wegen seines Alters oder Geschlechts, und im schlimmsten Fall vor Gericht zieht. Darum sind Absagen meist neutral gehalten und gehen nicht auf Details ein. Hinzu kommt, dass bei einer großen Anzahl an Bewerbern schlicht keine Zeit bleibt, jedem ein persönliches Scheiben zukommen zu lassen.
Nicht nur eine Absage nach dem Vorstellungsgespräch – auch die Absage nach der ersten Bewerbungsrunde kann euch dabei helfen, euch weiterzuentwickeln: Wenn ihr schon im persönlichen Kontakt mit der Personalabteilung gestanden habt, könnt ihr trotzdem einmal nachfragen. Das lohnt sich aber nur, wenn ihr wirklich einen direkten Ansprechpartner habt, den ihr per E-Mail oder noch besser telefonisch kontaktieren könnt. Achtet dabei auf die richtige Formulierung: Eine unverblümte Frage nach den Ablehnungsgründen wird eher nicht von Erfolg gekrönt sein.
Besser ist es, wenn ihr um Feedback bittet und nachfragt, was ihr für zukünftige Bewerbungen besser machen könnt. Das signalisiert, dass ihr an euch arbeiten wollt und in der Lage seid, professionell und sachlich mit Kritik umzugehen. Am besten meldet ihr euch möglichst zeitnah, nachdem ihr die Absage erhalten habt. So ist die Chance am größten, dass ihr dem Ansprechpartner noch im Gedächtnis seid.
Die wichtigste Grundregel dabei lautet: Egal, wie enttäuscht ihr seid oder wie wenig ihr die Entscheidung verstehen könnt – bleibt immer höflich, freundlich und professionell. Ihr wisst nie, ob ihr bei diesem Unternehmen oder dieser Person in Zukunft vielleicht noch einmal eine Job-Chance bekommt. Hinterlasst also immer den bestmöglichen Eindruck.
Wer weiß: Vielleicht schreibt das Unternehmen zeitnah wieder eine Stelle aus, für die ihr geeignet seid. Wenn euer Ansprechpartner erkennt, dass ihr seine Anmerkungen umgesetzt und eure Unterlagen entsprechend optimiert habt, kann euch das einen wertvollen Bonuspunkt verschaffen. Denn Kritikfähigkeit und die kompetente Umsetzung von Feedback sind wichtige Eigenschaften, die jeder Arbeitgeber schätzt. In jedem Fall aber bietet euch der professionelle Input eines erfahrenen Personalers die Chance, euch für zukünftige Bewerbungen zu rüsten.
Insgesamt sind eure Chancen auf ein solches Feedback bei kleineren oder eher familiär geführten Unternehmen größer als bei großen Konzernen. Wenn ihr keine ausführliche Antwort auf eure Nachfrage bekommt, solltet ihr das ebenfalls nicht persönlich nehmen. Der Personaler ist euch gegenüber zu keiner Auskunft verpflichtet – und die nachträgliche „Betreuung“ abgelehnter Bewerber passt vielleicht einfach nicht in seinen schon sehr vollen Arbeitsalltag. Je nachdem, wie freundlich und entgegenkommend die Rückmeldung ausfällt, könnt ihr außerdem auch noch einmal abschätzen, ob die Unternehmenskultur und Kommunikation in dieser Firma wirklich euren Vorstellungen entspricht.
Beste Aussichten auf ein konstruktives Feedback habt ihr übrigens, wenn ihr es schon eine Runde weiter geschafft habt und die Absage nach dem Vorstellungsgespräch erfolgt. Das bedeutet, dass ihr mit euren schriftlichen Unterlagen und Qualifikationen überzeugen konntet – euch im Gespräch aber womöglich nicht optimal präsentiert habt.
In diesem Fall solltet ihr am besten den Kontaktpartner anrufen, mit dem ihr das Gespräch geführt habt. Achtung: Auch wenn ihr enttäuscht seid, solltet ihr euch das niemals anmerken lassen! Bleibt unbedingt höflich und bedankt euch freundlich für die Einladung und die Chance. Bittet auch hier nicht um eine Begründung, sondern höchstens um Hilfestellung für zukünftige Bewerbungen. Wenn ihr das Gefühl habt, dass das Gespräch an sich positiv verlaufen ist und ihr einen guten Eindruck hinterlassen konntet, könnt ihr auch darum bitten, für zukünftige freie Stellen in Betracht gezogen zu werden.
Damit zeigt ihr, dass ihr ein großes Interesse habt, für genau dieses Unternehmen zu arbeiten – auch wenn ihr für diese spezielle Stelle vielleicht nicht der beste Kandidat wart. Mitarbeiter, die sich stark mit der Firma identifizieren, sind wertvoll für den Arbeitgeber. Wenn es das Telefonat erlaubt, könnt ihr hier also noch einmal eure Motivation platzieren und unterstreichen, weshalb dieses Unternehmen für euch der ideale Arbeitgeber ist. Vielleicht könnt ihr hierfür Punkte aus dem Bewerbungsgespräch noch einmal aufgreifen. Das signalisiert eurem Gesprächspartner außerdem, dass ihr etwas aus dem Treffen mitgenommen habt.
Eventuell eröffnen sich in diesem Gespräch neue Möglichkeiten, etwa ein Praktikum oder eine Trainee-Stelle statt der Festanstellung. Es gibt sogar Beispiele, dass eine solche Bitte um Feedback zu einer erneuten Einladung oder gar zu einem Job-Angebot geführt hat. Das ist allerdings die Ausnahme und sollte auch nicht eure Motivation für die Rückmeldung sein. Denn auch wenn es nicht unmöglich ist: Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering.
Wer davon ausgeht, dass ein Telefonat ihm trotz Ablehnung neue Chancen auf den Job einräumt, wird wahrscheinlich wieder eine Enttäuschung erleben. Akzeptiert die Absage und nutzt sie vielmehr als Ansporn, euch weiterzuentwickeln. Denkt daran: Es kann nur einen geben – aber es gibt keinen Grund dafür, warum ihr nicht beim nächsten Versuch der erfolgreiche Kandidat sein solltet.
Lasst euch nicht entmutigen, wenn es mal etwas länger dauert: Im Schnitt müsst ihr 45 Bewerbungen verschicken, bevor ihr einen Arbeitsvertrag unterzeichnen dürft. Dabei erfolgt die Einladung zum persönlichen Gespräch durchschnittlich nach 9,5 schriftlichen Bewerbungen. Diese Quote könnt ihr verbessern, indem ihr euch möglichst gezielt bewerbt und jede Absage als Anlass nehmt, eure Unterlagen oder eure Selbstpräsentation zu hinterfragen und zu optimieren.
Die wichtigsten Punkte im Überblick: