Frau am Laptop
Foto: christin hume / unsplash
Frau am Laptop
So habt ihr Stellenanzeigen noch nie gelesen!

Bewerbungscode

Der Traumjob ist vermeintlich ganz nah: Alles in der Anzeige scheint zu stimmen. Wirklich? Hier könnt ihr zwischen den Zeilen lesen und Floskeln entlarven.

Mit Sicherheit habt ihr schon genaue Vorstellungen vom Traumjob. Und ihr wisst, was ihr auf keinen Fall machen wollt. Irgendwann werdet ihr Stellenanzeigen lesen, die sich spannend, herausfordernd und perspektivenreich lesen. Das eigene Profil passt auf den ersten Blick wunderbar zur ausgeschriebenen Stelle. Nichts kann euch mehr aufhalten, eine Bewerbung zu schreiben. Aber ist das alles wirklich so klar und passend, wir ihr glaubt?

Hier könnt ihr euch in übersichtlicher Form mit dem 'Personaler-Deutsch' befassen und zwischen den Zeilen in Stellenanzeigen lesen. Denn auf den zweiten Blick kann sich ein Vorteil sehr schnell in einen großen Nachteil verwandeln. Wir zeigen euch, auf welche Begriffe ihr in Stellenanzeigen vor allem achten solltet.

 

Klingt gut, oder? So entschlüsselt ihr den Bewerbungscode von Personalern

Generell sind Stellenanzeigen oft der erste Kontakt zu einem Unternehmen. Um euch ein aussagekräftiges Bild zu machen, solltet ihr immer auch auf der Webseite des Unternehmens nach Informationen schauen. Vielleicht stößt ihr bei euren Recherchen auf die eine oder andere Bewertung von Mitarbeitern. All das hilft euch, die Stellenanzeige besser in den Kontext des Unternehmensprofils einordnen zu können.

 

Was hat es mit dem Bewerbungscode auf sich?

Einen ähnlichen sprachlichen Code von Personalern kennt ihr aus Arbeitszeugnissen. Auch dort haben scheinbar harmlose Begriffe eine tiefere Bedeutung mit klarer Wertung. In Stellenanzeigen ist es nicht anders. Was sich auf den ersten Blick wie eine spannende Herausforderung liest, kann euch in Wirklichkeit bald an den Rand der Verzweiflung bringen. Konkrete Beispiele findet ihr weiter unten.

Zwei Frauen mit Unterlagen
Foto: gabrielle henderson / unsplash
Zwei Frauen mit Unterlagen

Tipp: Ein strukturiertes Vorgehen hilft dabei, beide Erwartungshaltungen abzugleichen

Ihr werdet euch insbesondere auf Stellen bewerben, die euren Vorstellungen und Qualifikationen entsprechen. Insofern solltet ihr bereits bei der Lektüre sehr genau vorgehen und alle Teile von Stellenanzeigen kritisch lesen. Das gilt insbesondere für das Aufgabenfeld und die Anforderungen, die an euch gestellt werden. Manchmal sind bestimmte Qualifikationen und Berufserfahrungen absolut notwendig, manchmal nur von Vorteil. Oft sind es kleine sprachliche Details, die einen großen Unterschied ausmachen. Denn bringt der Bewerber eine bestimmte Schlüsselqualifikation nicht mit, sinken die Chancen auf den Job erheblich.

 

Alles fängt mit dem Titel einer Stellenanzeige an

Da ihr als Digital Natives im Internet zuhause seid, werdet ihr vor allem online nach Stellenanzeigen suchen. Beachtet, dass viele Unternehmen mittlerweile auch in Social Media aktiv Personalrekrutierung betreiben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ihr direkt beim Surfen auf die eine oder andere Stellenanzeige aufmerksam werdet. In erster Linie wird euch der Titel ansprechen. Dieser sollte klar zeigen, um welches Jobprofil es geht. Aber das ist erst der Anfang. Nutzt die Einleitung der Stellenanzeige, um euch einen konkreteren Eindruck über den potenziellen Arbeitgeber zu verschaffen.

 

Welches Aufgabenfeld erwartet euch?

Nach der Einleitung inklusive kurzer Unternehmensvorstellung geht es an das Wichtigste – das zukünftige Aufgabenfeld. Hier solltet ihr sehr genau lesen und in euch gehen. Passt das wirklich zu euch? Habt ihr Erfahrungen in diesen Bereichen sammeln können? Ist das wirklich der Bereich, in dem ihr euch auch noch in 5 Jahren seht?

 

Anforderungsprofil in Stellenanzeigen: Hier zeigt sich, ob es passt!

Das mögliche Aufgabenfeld hat vielleicht schon eine gewisse Euphorie entfacht. Nun aber wird das Unternehmen im folgenden Teil ein klares Anforderungsprofil formulieren, das ihr erfüllen solltet. Je weniger Punkte ihr erfüllen könnt, desto unwahrscheinlicher wird bereits die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Besonders beachten solltet ihr bei Stellenanzeigen so genannte Kann- oder Muss-Formulierungen. Ihr solltet dementsprechend bei der Bewerbung liefern können, wenn das Unternehmen eine bestimmte Qualifikation voraussetzt.

 

Textbeispiele aus Stellenanzeigen: KANN vs. MUSS ist hier die Frage

Findet sich explizit die Formulierung 'setzen wir voraus', so kann die damit verbundene Anforderung als zentrales Kriterium für diesen Job gesehen werden. Handelt es sich um Berufserfahrung, kann es als Einsteiger schwer werden. Geforderte Berufserfahrungen geben immer Auskunft darüber, welchen Verantwortungsbereich ihr im Unternehmen übernehmen werdet.

Wenn von 'verhandlungssicheren Sprachkenntnissen' die Rede ist, solltet ihr diese für die gewünschte Zielsprache tatsächlich mitbringen können. Ansonsten sind Unternehmen an dieser Stelle nicht immer eindeutig: Was unter guten oder sehr guten Fremdsprachenkenntnissen zu verstehen ist, hängt vom Einzelfall ab. Im Idealfall könnt ihr ein Zertifikat vorlegen, das euch eine bestimmte Kompetenzstufe offiziell bescheinigt.

Auf der anderen Seite werdet ihr auf Formulierungen wie 'idealerweise bringen Sie Erfahrungen in der Suchmaschinenoptimierung' stoßen. Hierbei handelt es sich um eine Kann-Formulierung. Seid ihr in diesem Bereich gut aufgestellt, spricht das im Vergleich zu anderen Bewerbern für euch. Grundsätzlich solltet ihr immer bei der Wahrheit bleiben. Ansonsten besteht die reale Gefahr, dass ihr nicht lange in diesem Unternehmen arbeiten werdet.

Hande schütteln
Foto: cytonn photography / unsplash
Hande schütteln

Das liebe Geld: Angaben zur Gehaltsvorstellung

Gegen Ende der Stellenanzeige wird euch das Unternehmen bitten, euch unter der Angabe der Gehaltsvorstellung aussagekräftig zu bewerben. Hier sollte nicht irgendein Fantasiewert stehen, sondern ein gut durchdachter. Es gilt, sich weder über noch unter Wert zu verkaufen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Online-Gehaltsportale, um sich für viele Jobprofile Vergleichswerte zu besorgen. An dieser Stelle wird sich auf der Zahlenebene zeigen, ob die eigenen Vorstellungen zum Unternehmen passen.

 

Schlussteil von Stellenanzeigen: Zeit, eine Entscheidung zu treffen

Am Ende werdet ihr aufgefordert, euch zu bewerben. Es finden sich Kontaktdaten, damit ihr die mögliche Bewerbung an die richtige Stelle schicken könnt. Wenn ihr euch jetzt noch nicht ganz sicher seid, hilft es, nochmals zwischen den Zeilen zu lesen und den Bewerbungscode zu entschlüsseln.

 

Außer Floskeln nix gelesen?

Grundsätzlich sind Floskeln in Stellenanzeigen als üblicher Bewerbungscode anzusehen. Ihr werdet immer wieder auf die gleichen Begriffe und Aussagen treffen. Klar ist, dass darunter im jeweiligen Unternehmenskontext etwas anderes zu verstehen sein kann. Trotzdem zeigt sich bei der Analyse vieler solcher Floskeln, dass Personaler damit eine bestimmte Aussage andeuten. Und da sie es eben nicht offen sagen, müsst ihr bei Stellenanzeigen genau hinschauen.

 

Der Ton macht übrigens die Musik: Wie sprechen Unternehmen potenzielle Bewerber an?

Während viele Unternehmen die förmliche Anrede mit 'Sie' pflegen, duzen kleinere Unternehmen potenzielle Mitarbeiter. Dieses kleine Detail kann eine große Wirkung haben, denn es zeigt letztlich, in welchem (kreativen) Arbeitsumfeld ihr euch bewegen werdet.

Mit diesen Floskeln stellen sich Unternehmen als Arbeitgeber vor

Gutes Betriebsklima

Dieser Begriff findet sich in vielen Stellenanzeigen. Kein Wunder: Wer will schon in einem Betrieb arbeiten, in dem die Stimmung im Keller ist? Diese Floskel muss in der Realität aber nicht unbedingt Bestand haben. Das ist vor allem der Fall, wenn sich in Foren oder auch Bewertungsportalen die Stimmen unzufriedener Mitarbeiter häufen ...

Flache Hierarchien

Auch mit diesem Argument sollen neue Mitarbeiter geködert werden. Für eine junge Zielgruppe hören sich flache Hierarchien zunächst gut an. Doch auf der anderen Seite heißt das, Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen. In vielen Unternehmen sind flache Hierarchien zudem mit geringeren Aufstiegschancen verbunden. Grund genug also, spätestens beim Bewerbungsgespräch langfristige Entwicklungsperspektiven auszuloten.

Eingespieltes Team

Auch das kann sich gut anhören, bringt aber eine klare Schattenseite mit sich. Neue Mitarbeiter haben es oft schwer, Teil eines solchen Teams zu werden. Damit kann die Herausforderung des Kampfes um Anerkennung verbunden sein, was über einen längeren Zeitraum sehr kräftezehrend ist.

 

Achtung: Das kann sich wirklich hinter typischen Begriffen in Stellenanzeigen verbergen

Wechseln wir die Perspektive und werfen zum Schluss noch einen Blick auf Begriffe, mit denen Unternehmen Erwartungen an euch verknüpfen. Hier eine kleine, aber sehr häufig anzutreffende Auswahl:

Belastbarkeit

Hierbei handelt es sich um einen Klassiker in Stellenanzeigen. Was sich zunächst als Selbstverständlichkeit liest, kann in Wahrheit bedeuten, dass die wöchentliche Arbeitszeit oft nicht ausreichen wird und auch an Wochenende etwas zu tun ist.

Mobilität

Wenn Unternehmen erwarten, dass ihr mobil seid, dann dürft ihr mit dem aktuellen Wohnort nicht stark verwurzelt sein. Es ist gut möglich, dass ihr an anderen Standorten eingesetzt werdet. Dieses vermeintlich harmlose Wort solltet ihr nicht überlesen.

Kommunikative Fähigkeiten zeichnen Sie aus

Hierbei handelt es sich um einen weiteren Klassiker, den ihr in vielen Stelleanzeigen lesen werdet. Je nach Jobprofil kann es durchaus sein, dass ihr euch im Kundenservice viele Beschwerden anhören müsst. Das muss nicht unbedingt das sein, was ihr euch unter dem neuen Job vorgestellt habt!

Sie sind abschlussorientiert

Wenn ihr dieses Adjektiv erfüllen sollt, geht es in Wirklichkeit um das Verkaufen im Vertrieb. Und Zahlen lügen nicht, insofern werdet ihr euch an diesem Kriterium messen lassen müssen.

Organisationstalent gesucht

Das bedeutet nichts anderes, als sich selber um viele Dinge kümmern zu müssen. Dieses harmlose Wort kann darauf anspielen, dass die Ressourcen und Strukturen in der Abteilung womöglich noch nicht ausgereift sind. Wer sich selber eher als Chaot sieht, der ordnende Strukturen braucht, sollte besser Abstand von solchen Jobs nehmen.

 

Fazit:

Wer in Stellenanzeigen Begriffe richtig entschlüsselt, weiß, worauf er sich tatsächlich einlässt!

Dieser Beitrag hat euch gezeigt, dass oberflächliches Lesen von Stellenanzeigen nicht zu eurem beruflichen Glück führen wird. Es gilt, alle Teile der Stellenanzeige genau zu lesen und zu prüfen, ob ihr zu diesem Job passt. Vor allem bei typischen Floskeln gilt es, genauer hinzuschauen und ggf. eigene Informationen über das Unternehmen einzuholen. Letztlich müsst ihr natürlich genau wissen, was ihr wollt bzw. was explizit nicht. Mit einer klaren Ausgangshaltung wird es einfacher, Stellenanzeigen zukünftig zielorientierter lesen zu können.