Frau beim Bewerbungsgespräch
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Frau beim Bewerbungsgespräch
Bewerbungswelt im Wandel

Darauf kommt es heute bei Bewerbungen an!

Wir haben ein paar wichtige aktuelle Beispiele der Entwicklung des klassischen Bewerbungsprozesses unter die Lupe genommen. Jetzt mehr erfahren!

Bewerber:innen stehen in Bewerbungsprozessen ohnehin schon vor der Herausforderung, sich für jedes Jobprofil quasi immer wieder neu zu erfinden. Dazu kommen nun zunehmend Änderungen am klassischen Bewerbungsformat: Die klassische Bewerbung mit Lebenslauf und Anschreiben wird zunehmend von digitalen Portfolios und Online-Präsenzen ergänzt oder gar ersetzt. Doch welche Faktoren sind heute wirklich ausschlaggebend, um sich in der Masse der Bewerbungen abzuheben und den Traumjob zu ergattern? Ist es die perfekte Online-Identität, die Fähigkeit, sich schnell neuen Gegebenheiten anzupassen, oder sind doch die guten alten Soft Skills? In diesem Artikel betrachten wir die „schöne neue Welt“ der Bewerbungen und hinterfragen, worauf es wirklich ankommt, um mit den aktuellen Trends in Sachen Bewerbung mithalten zu können.

Anschreiben in der Bewerbung: aussagekräftig oder antiquiert?
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Anschreiben in der Bewerbung: aussagekräftig oder antiquiert?

Anschreiben in der Bewerbung: aussagekräftig oder antiquiert?

Das Anschreiben in der Bewerbung ist ein klassisches Element, das sowohl von Arbeitgeber:innen als auch von Bewerber:innen unterschiedlich bewertet wird. In der modernen Arbeitswelt wird oft diskutiert, ob es weiterhin sinnvoll ist, Anschreiben zu fordern oder ob sie besser weggelassen werden sollten.

Vorteile des Anschreibens in der Bewerbung

Personalisierung und Individualität: Ein Anschreiben gibt den Bewerber:innen – zumindest in der Theorie – die Möglichkeit, ihre Bewerbung zu personalisieren und spezifisch auf die Stelle und das Unternehmen einzugehen. Es bietet Raum, die eigene Motivation darzulegen und zu erklären, warum gerade diese Position und dieses Unternehmen attraktiv sind. Dies kann helfen, eine persönliche Verbindung zum Arbeitgeber herzustellen und sich von anderen Kandidaten abzuheben, die möglicherweise nur standardisierte Lebensläufe einreichen.

Darstellung von Kommunikationsfähigkeiten: Das Anschreiben ermöglicht es Bewerber:innen, ihre Fähigkeit zu demonstrieren, Informationen klar und effektiv zu kommunizieren. Gute Schreibfähigkeiten sind in vielen Berufen wichtig, und ein gut formuliertes Anschreiben kann als Beleg für diese Kompetenz dienen. Es zeigt auch, dass du in der Lage bist, deine Gedanken strukturiert und überzeugend zu präsentieren.

Nachteile des Anschreibens in der Bewerbung

Zeitaufwand und Standardisierung: Das Verfassen eines individuellen Anschreibens für jede Bewerbung kann sehr zeitintensiv sein. Viele Bewerber:innen neigen ohnehin dazu, Anschreiben zu standardisieren und nur geringfügig anzupassen, was den eigentlichen Zweck des Personalisierens untergräbt. Dies kann dazu führen, dass Anschreiben oft nicht die erhoffte Wirkung erzielen und von den Personalverantwortlichen als formale Pflichtübung wahrgenommen werden, die keinen Mehrwert bietet.

Mögliche Diskriminierung: Anschreiben können unfreiwillig persönliche Informationen preisgeben, die nicht direkt mit der beruflichen Qualifikation zusammenhängen, wie z. B. den Familienstand, die Herkunft oder persönliche Interessen. Dies kann unbewusst zu Voreingenommenheit und Diskriminierung im Auswahlprozess führen, auch wenn solche Informationen nicht bewusst bewertet werden.

Barriere für nicht muttersprachliche Bewerber:innen: Für Bewerber:innen, deren Muttersprache nicht die Arbeitssprache des Unternehmens ist, kann das Anschreiben eine zusätzliche Hürde darstellen. Sprachliche Nuancen und die Fähigkeit, in einer Fremdsprache zu schreiben, können die Beurteilung der eigentlichen beruflichen Fähigkeiten verzerren.

Also: Ob das Anschreiben in der Bewerbung beibehalten oder weggelassen werden sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Branche, die Unternehmenskultur und die spezifische Stelle. Während es in kreativen Berufen oder Positionen, die starke kommunikative Fähigkeiten erfordern, weiterhin wertvoll sein kann, könnte es in technischen oder sehr standardisierten Bereichen weniger Bedeutung haben.

Das Internet macht vieles einfacher – oder?
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Das Internet macht vieles einfacher – oder?

Das Internet macht vieles einfacher – oder?

Karrierenetzwerke wie XING oder LinkedIn und Jobbörsen wie StepStone haben die Landschaft der Jobvermittlung und des Bewerbungsprozesses erheblich verändert. Diese Plattformen bieten sowohl für Arbeitgeber:innen als auch für Bewerber:innen eine Vielzahl von Vorteilen und haben insbesondere das Konzept der schnellen Bewerbung vorangetrieben.

1. Beschleunigung des Bewerbungsprozesses

  • Einfache Bewerbungsfunktionen: Plattformen wie LinkedIn bieten die Möglichkeit, sich mit wenigen Klicks auf ausgeschriebene Stellen zu bewerben. Nutzer:innen können oft ihr Profil direkt als Bewerbung einreichen, ohne zusätzliche Dokumente anfügen zu müssen. Dies beschleunigt den gesamten Prozess erheblich.
  • Vorhandene Informationen: Da viele Nutzer:innen ihre beruflichen Laufbahnen und Qualifikationen auf diesen Plattformen detailliert präsentieren, können Arbeitgeber schnell und effizient geeignete Kandidaten identifizieren und kontaktieren. Dies reduziert die Notwendigkeit, lange und komplexe Bewerbungsformulare auszufüllen. Nachteil für dich allerdings: Du brauchst ein gut gepflegtes Profil, mit dem du aus der Masse herausstichst, sowie im besten Fall ein gutes Netzwerk. Das kann gerade zum Berufseinstieg sehr schwierig sein, wird für die erfolgreiche Selbstvermarktung aber immer wichtiger.

2. Zugang zu einem globalen Talentpool

  • Erweiterte Reichweite: Unternehmen können über Karrierenetzwerke weltweit nach Talenten suchen, was besonders wichtig ist, wenn spezialisierte Fähigkeiten gefragt sind, die lokal schwer zu finden sind. Dies erhöht die Diversität und Qualität der (potenziellen) Bewerber:innen.
  • Aktive Rekrutierung: Arbeitgeber:innen nutzen diese Plattformen nicht nur, um Bewerbungen zu erhalten, sondern auch, um z. B. via Recruiting aktiv nach potenziellen Kandidat:innen zu suchen, die auch passive Jobsuchende sein können. Dies bedeutet, dass diese auch ohne aktive Bewerbung Jobangebote erhalten können.

3. Effizienz in der Vorauswahl

  • Automatisierte Filter und Algorithmen: Karrierenetzwerke und Jobbörsen verwenden Algorithmen, um Lebensläufe und Profile zu filtern und die passendsten Kandidat:innen für eine Stelle zu identifizieren. Dies spart den Personalverantwortlichen Zeit, da sie nicht manuell durch Hunderte von Bewerbungen gehen müssen.
  • Analytische Tools: Diese Plattformen bieten oft Werkzeuge zur Analyse und Verwaltung von Bewerbungen, die den Rekrutierungsprozess weiter rationalisieren und optimieren.

4. Veränderung von Erwartungen und -verhalten

  • Erwartung an Schnelligkeit: Die Schnelligkeit und Einfachheit der schnellen Bewerbung haben die Erwartungen der Bewerber:innen an den Bewerbungsprozess verändert. Sie suchen nach effizienten und reibungslosen Prozessen und können frustriert sein, wenn Unternehmen langsam oder mit veralteten Methoden reagieren. Hier liegt es also auch an Unternehmen, moderne Strukturen für zeitgemäße Bewerbungsprozesse zu schaffen.
  • Proaktive Karrieregestaltung: Plattformen wie LinkedIn ermutigen die Nutzer:innen, ihre Karrieren proaktiv zu gestalten, indem sie regelmäßig ihr Netzwerk erweitern und ihr Profil aktuell halten. Dies führt zu einer dynamischeren Joblandschaft, in der Wechsel häufiger und selbstbestimmter sind.

Die Einführung von Karrierenetzwerken und Online-Jobbörsen hat zu einer wesentlichen Transformation der Bewerbungsprozesse geführt. Die schnelle Bewerbung und der einfache Zugang zu einem breiten Spektrum an Jobangeboten haben nicht nur die Geschwindigkeit und Effizienz erhöht, sondern auch die Art und Weise, wie Unternehmen Talente rekrutieren und wie Menschen ihre Karrierewege verfolgen. Dies bietet viele Chancen, erfordert aber auch Anpassungsfähigkeit sowohl von Arbeitssuchenden als auch von Arbeitgebern, um in dieser schnelllebigen Umgebung erfolgreich zu sein.

Soft Skills gekonnt verpacken

Wir alle wissen, was die klassischen Soft Skills für die meisten Jobs sind:

  • Kommunikationsfähigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Problemlösungskompetenz
  • Anpassungsfähigkeit
  • Organisationstalent
  • Empathie
  • Selbstständigkeit

Nur, sind wir mal ehrlich: Eigentlich will das doch niemand mehr so richtig hören, geschweige denn in jede Bewerbung schreiben. Es muss also Wege geben, diese Skills besser zu verpacken, oder? Überlege daher zuerst, welche persönlichen Kompetenzen für die Stelle, auf die du dich bewirbst, besonders wichtig sind. Schau dir die Stellenbeschreibung genau an und identifiziere, welche Fähigkeiten immer wieder erwähnt werden. Vielleicht sind Kommunikationsstärke, Teamgeist oder Flexibilität gefragt? Wähle drei bis vier Soft Skills aus, die du besonders gut verkörperst und die zur Zielposition passen. Jetzt geht es darum, diese in deine Bewerbung einfließen zu lassen.

Belege deine Fähigkeiten mit konkreten Beispielen

Es reicht nicht, einfach zu sagen, dass du teamfähig oder kommunikativ bist. Zeige es durch spezifische Beispiele aus deiner bisherigen Erfahrung. Nutze etwa die STAR-Methode (Situation, Task, Action, Result), um deine Geschichten zu strukturieren:

  • Situation: Beschreibe eine spezifische Herausforderung oder Situation.
  • Task: Erkläre, was deine Aufgabe war.
  • Action: Beschreibe, was genau du getan hast.
  • Result: Zeige auf, welches Ergebnis deine Handlungen hatten.

Zum Beispiel könntest du erzählen, wie du in deinem letzten Job ein schwieriges Projekt zum Erfolg geführt hast, indem du die Kommunikation im Team verbessert hast. Erkläre, welche Maßnahmen du eingeführt hast und wie diese das Team enger zusammengebracht haben.

Nutze aktive und lebendige Sprache

Vermeide passive Konstruktionen und schwammige Formulierungen. Nutze aktive Verben, die deine Rolle in den Aktivitäten betonen, z. B. „ich organisierte“, „ich leitete“, „ich entwickelte“. So wirkst du energischer und deine Bewerbung bleibt im Gedächtnis.

Gestalte deine Bewerbung visuell ansprechend

Strukturiere deine Bewerbung so, dass deine Soft Skills schnell erfasst werden können. Nutze Aufzählungszeichen, um deine Erfahrungen übersichtlich zu präsentieren. Falls du dich in einem kreativen Bereich bewirbst, könntest du sogar überlegen, wichtige Punkte in Form einer kleinen Infografik darzustellen.

Passe die Bewerbung an das Unternehmen an

Zeige, dass du dich wirklich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hast. Versuche, deine Soft Skills so zu präsentieren, dass sie nicht nur zu der Stelle, sondern auch zur Kultur des Unternehmens passen. Dies zeigt nicht nur, dass du gut für die Stelle geeignet bist, sondern auch, dass du kulturell ein guter Fit sein wirst.

Indem du diese Tipps befolgst, machst du es den Personaler:innen leichter, zu sehen, warum gerade du perfekt für die Stelle bist. Zeige dich von deiner besten Seite, indem du nicht nur erklärst, wer du bist, sondern dies durch lebendige Beispiele untermauerst.

Fazit

Wir haben uns heute einige wichtige Themen rund um moderne Bewerbungsprozesse angesehen. Bei alledem solltest du eines nicht vergessen: Denk daran, dass jede Bewerbung eine Chance ist, deine Persönlichkeit und deine beruflichen Fähigkeiten zu präsentieren. Nutze die Möglichkeiten, die dir moderne Medien und der sich ändernde Jobmarkt bieten, und gestalte jede Bewerbung so individuell wie möglich. Belege deine Soft Skills mit konkreten Beispielen und achte darauf, dass deine Bewerbung sowohl inhaltlich als auch optisch überzeugt. Und vergiss nicht: Die gründliche Auseinandersetzung mit dem Unternehmen und der Position zeigt, dass du wirklich Interesse hast und gut ins Team passt.

Indem du diese Tipps beherzigst, verbesserst du deine Chancen erheblich, den Job zu bekommen, der wirklich zu dir passt. Viel Erfolg bei deinen Bewerbungen!