Lücken im Lebenslauf - so geht ihr damit um
Mut zur Lücke! Den haben leider die wenigsten. In vielen Bewerbungsratgebern wird sogar eindringlich vor den sogenannten Lücken im Lebenslauf gewarnt. Dabei lohnt es sich manchmal, mutig zu sein.
Mut zur Lücke! Den haben leider die wenigsten. In vielen Bewerbungsratgebern wird sogar eindringlich vor den sogenannten Lücken im Lebenslauf gewarnt. Dabei lohnt es sich manchmal, mutig zu sein.
In vielen Bewerbungsratgebern wird so eindringlich vor den sogenannten Lücken im Lebenslauf gewarnt, dass man den Eindruck bekommt, eine solche Unterbrechung ließe die Aussichten auf einen neuen Job in weite Ferne rücken.
Die Folge: Viele Bewerber versuchen mit aller Macht, ihre Auszeiten zu kaschieren, verheimlichen diese oder lügen sogar. Dabei ist das der größte Fehler, den ihr machen könnt. Denn Personaler spüren Ungereimtheiten im Lebenslauf oder spätestens im persönlichen Gespräch schnell auf. Wer als Lügner enttarnt ist, hat tatsächlich nur noch schlechte Aussichten auf den gewünschten Job. Und noch schlimmer: Selbst wenn ihr den Job bekommt, kann eine Lüge im Lebenslauf zur fristlosen Kündigung führen, wenn sie später herauskommt.
Besser ist es, ehrlich mit der Lücke umzugehen. Denkt immer daran: Ihr seid nicht allein. Die wenigsten Lebensläufe entsprechen dem makellosen Idealbild, das häufig als Optimum angepriesen wird. Wichtig ist nicht, dass es keine Lücken gibt – sondern dass ihr diese Lücken so gut wie möglich nutzt.
Ein Experiment des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung hat herausgefunden, dass sogar Lücken von bis zu zwei Jahren im Lebenslauf nicht automatisch zu schlechteren Chancen auf ein Bewerbungsgespräch führen. Allerdings müssen die Bewerber dafür nachweisen können, dass sie während der Auszeit nicht untätig waren, sondern sich z.B. fortgebildet oder durch Praktika neue Erkenntnisse erworben haben.
Wer seinen Job verliert oder womöglich aus persönlichen Gründen eine Stelle aufgeben muss, fällt erst einmal in ein Loch. Das ist nur natürlich und wird den meisten Menschen passieren. Wichtig ist dabei vor allem, frühzeitig die Weichen zu stellen, um das Tief zu überwinden. Denn eine Studie der britischen Universität Stirling zeigte, dass Menschen nach längerer Arbeitslosigkeit in wichtigen Persönlichkeitsaspekten deutlich schlechtere Werte aufweisen. Die betroffenen Merkmale sind z.B. Gewissenhaftigkeit, Selbstdisziplin, Hilfsbereitschaft und Offenheit für Neues – entscheidende Eigenschaften für den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
Dagegen angehen könnt ihr vor allem, indem ihr eurem Leben trotz Arbeitslosigkeit eine Struktur gebt. Das kann auch zum Beispiel durch ein Hobby passieren: Nehmt euch etwa vor, jeden Tag um neun Uhr im Fitnessstudio zu sein und zwei Stunden zu trainieren oder früh morgens laufen zu gehen. Sport ist auch wegen seiner psychologischen Wirkung sehr wertvoll und gerade für Arbeitssuchende grundsätzlich empfehlenswert. Im Anschluss nehmt ihr euch täglich einen bestimmten Zeitraum für Stellensuche und das Schreiben von Bewerbungen vor. Setzt euch Tagesziele.
Gab es etwas, das ihr schon immer tun wolltet? Zum Beispiel eine Sprache lernen? Dann plant auch dafür feste Zeiten ein. Macht euch einen Zeitplan mit To-Dos. So verleiht ihr eurem Alltag auch ohne Job einen festen Tagesablauf. Das empfehlen auch Psychologen als Strategie gegen die negativen mentalen Auswirkungen, die Arbeitslosigkeit mit sich bringen kann.
Zudem ist es aber ein wichtiger Aspekt, um den Wiedereinstieg reibungslos zu gestalten. Ideal ist es, wenn ihr euch durch Aushilfsjobs, Weiterbildungen oder Praktika auf dem Laufenden haltet. Wenn sich die Jobsuche länger hinzieht als geplant, kann möglicherweise ein Aufbaustudium sinnvoll sein. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten können sehr wertvoll sein.
Eine Kündigung, ein Zweitstudium oder Probleme mit der Gesundheit: Lücken im Lebenslauf sind nicht schön – können aber passieren. Darum sind sie auch nicht automatisch Grund zur Sorge. Macht euch zunächst klar, ob überhaupt eine Lücke vorliegt, die ihr erklären müsst.
Von einer Lücke im Lebenslauf spricht man in der Regel dann, wenn ein Zeitraum von mehr als 3-4 Monaten nicht mit einer beruflichen Tätigkeit gefüllt ist. Kurze Auszeiten von 1-2 Monaten können noch relativ einfach mit einem längeren Urlaub erklärt werden wer auf Nummer sicher gehen will, führt aber auch hier eine kurze Erklärung auf. Dringend notwendig wird eine Auflistung bei Auszeiten von mehr als 6 Monaten. So begründet ihr die Unterbrechungen am besten im Lebenslauf:
Kaum ein Arbeitsplatz ist heutzutage noch sicher. Betriebsbedingte Kündigungen können jeden treffen. Das wissen natürlich auch die Personaler – schließlich kommen die meisten von ihnen auch immer wieder in die Situation, Mitarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen entlassen zu müssen. Ebenso ist bekannt, dass nach einer unvorhergesehenen Kündigung in den seltensten Fällen direkt im Anschluss ein neuer Job bereit steht. Die Suche nach passenden Stellen oder gegebenenfalls eine Neuorientierung können durchaus einige Wochen in Anspruch nehmen.
Wichtig ist vor allem, dass ihr sichtbare Maßnahmen ergreift, um die Zeit der Arbeitslosigkeit zu füllen. Fortbildungsmaßnahmen, Bewerbungstrainings und Schulungs-Maßnahmen, z.B. seitens des Jobcenters, helfen euch, die Zeit zu überbrücken.
Im Lebenslauf solltet ihr einen solchen Zeitraum außerdem als „Bewerbungsphase“ oder „Neuorientierung“ kennzeichnen. So signalisiert ihr den Personalern, dass ihr in dieser Zeit tätig wart und euch aktiv um einen beruflichen Neustart bemüht habt. Waren wirtschaftliche Gründe für die Kündigung ausschlaggebend, könnt ihr die unterstützend aufführen, also zum Beispiel: „Bewerbungsphase nach betriebsbedingter Kündigung“ oder „Neuorientierung nach Insolvenz des Arbeitgebers“.
Gründe für ein Sabbatical gibt es viele – vielleicht möchtet ihr euch vor dem nächsten beruflichen Schritt eine Auszeit nehmen. Oder eine betriebsbedingte Kündigung ergibt eine Zäsur, die ihr nutzt, um einen lange gehegten Traum zu erfüllen. Ungewöhnlich ist es auf jeden Fall heutzutage nicht mehr. Und im Lebenslauf ist es durchaus gerne gesehen. Schließlich könnt ihr euch auf einem solchen Auslandsaufenthalt so manche Fähigkeit aneignen, die einem zukünftigen Arbeitgeber nutzen. Erfahrungen mit fremden Kulturen und gute Sprachkenntnisse sind in vielen Branchen hilfreich.
Darum reicht es aus, die Auszeit im Lebenslauf als das zu bezeichnen, was sie ist: „Sabbatical“ oder „Auslandsaufenthalt in Australien“. Im Bewerbungsgespräch könnt ihr dann auf die Kompetenzen eingehen, die ihr währenddessen erworben habt. Verweist durchaus auch darauf, dass ihr durch die Auszeit nun besonders motiviert und bereit seid, voll durchzustarten.
Aber Vorsicht: Am besten funktioniert ein Sabbatical zwischen Studium und Berufsbeginn oder nach einer langjährigen ununterbrochenen Tätigkeit. Sieht euer Lebenslauf ohnehin schon aus wie ein Flickenteppich, könnte eine solche längere Auszeit auch das Misstrauen der Personaler wecken und euch als unzuverlässig darstellen.
Sieht aus wie eine Lücke, ist aber gar keine. Mit einem Studium, einem höheren Abschluss oder einer langfristigen Fortbildungsmaßnahme seid ihr zwar streng genommen nicht im Berufsleben – ihr tut aber etwas, womit ihr euch für zukünftige Arbeitgeber wertvoll macht. Versteckt eine solche Maßnahme also nicht im Abschnitt „Ausbildung“.
Damit geht ihr nämlich das Risiko ein, dass diese wichtige Info untergeht. Baut das Studium lieber an der passenden zeitlichen Stelle unter „Beruflicher Werdegang“ ein. Idealerweise solltet ihr auch eine solche Maßnahme immer durch berufliche Praxis, also Praktika oder Praxissemester begleiten.
Sofern ihr euch vor Beginn des Mutterschutzes in einer festen Anstellung befunden habt, geltet ihr auch während der Elternzeit als fest angestellt. Es besteht also keine Notwendigkeit, die Elternzeit als Pause im Lebenslauf zu markieren. Ist dies nicht der Fall, etwa weil ein befristeter Vertrag ausgelaufen ist oder der Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste, könnt ihr die Auszeit einfach als „Elternzeit“ kennzeichnen.
Arbeitgeber sind sich bewusst, dass die Familiengründung zur Lebensrealität ihrer Angestellten gehört. Eine Elternzeit wird man daher im Normalfall nicht negativ bewerten. Von Vorteil ist es, wenn ihr während der Elternzeit beruflich auf dem Laufenden geblieben seid, etwa durch Fortbildungen. Auch Nebentätigkeiten, zum Beispiel ein Minijob machen sich gut im Lebenslauf.
Wenn ihr private Projekte gestartet habt, die zur gewünschten Stelle passen, könnt ihr das ebenfalls erwähnen. Ihr habt einen Webshop für Selbstgemachtes eröffnet? Oder euren ersten Roman verfasst? Solche Dinge zeigen, dass ihr auch neben dem Elterndasein Zeit und Engagement für andere Projekte findet.
Berufsleben und Privatleben trennen – das sollte der Idealzustand sein. Die Realität sieht aber anders aus: Private Schicksalsschläge lassen sich nicht völlig aus dem Arbeitsalltag verbannen. Wer aus der Bahn geworfen wurde, wird im Job nicht wie gewohnt „funktionieren“ können.
Schwerwiegende Einschnitte im persönlichen Bereich, z.B. eine Scheidung oder der Verlust eines geliebten Menschen, können so massive Auswirkungen auf die Psyche haben, dass die Arbeitsfähigkeit davon beeinträchtigt ist. Dies kann zu einer Kündigung seitens des Arbeitgeber führen oder auch dazu, dass der Arbeitnehmer selbst den Job aufgibt, mit dem er nicht mehr klar kommt.
Das ist keine Schande. Menschen sind keine Maschinen. Ihr könnt solche Auszeiten entsprechend auch ehrlich im Lebenslauf markieren: „Trennung“, „Private Neuorientierung“ oder „Scheidung mit Umzug“. Nach Möglichkeit solltet ihr aber auch hier nicht untätig sein, sondern euch aktiv weiterbilden. Das hilft nicht nur bei der Jobsuche, sondern kann auch vorbeugend gegen „schwarze Löcher“ und mentale Tiefphasen wirken.
Übrigens: Die Pflege von Angehörigen kann ebenfalls offen aufgeführt werden. Ein solches Engagement wird häufig sogar positiv aufgenommen, da es wertvolle Persönlichkeitsmerkmale widerspiegelt, etwa Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und soziale Kompetenz.
Wenn ihr längere Zeit krankheitsbedingt nicht arbeiten konntet, könnt ihr dies ebenfalls ehrlich als „Gesundheitsbedingt ohne Beschäftigung“ im Lebenslauf aufführen. Wichtig ist, dass ihr im Anschreiben deutlich macht, dass ihr wieder voll belastbar seid und voll motiviert in eine neue Herausforderung starten könnt.
Wenn ihr im Lebenslauf nicht so offen mit eurem Privatleben umgehen wollt, ist auch die allgemeine Bezeichnung „Auszeit aus persönlichen Gründen“ denkbar. Hier besteht allerdings sehr viel Interpretationsspielraum seitens des Personalers. Die meisten Arbeitgeber bevorzugen eine ehrliche und genaue Kommunikation. Das nutzt auch euch: So könnt ihr beispielsweise sicher sein, dass der neue Arbeitgeber keine Probleme mit eurer Vergangenheit hat.
Letztlich müsst ihr aber die Formulierung wählen, mit der ihr euch wohler fühlt. Eventuell wählt ihr auch für verschiedene Arbeitgeber unterschiedliche Umschreibungen, je nachdem, wie tolerant ihr das Unternehmen einschätzt.
Auch wenn die meisten Menschen sich einen möglichst ununterbrochenen Lebenslauf wünschen: Lücken im Lebenslauf sind nur natürlich. Versucht, die Auszeit positiv zu sehen – ob sie nun freiwillig oder unfreiwillig entstanden ist. Nutzt sie zur persönlichen Weiterentwicklung und für Projekte, für die im Arbeitsalltag keine Zeit war. Mehr Sport, eine neue Sprache oder ein Photoshop-Kurs – es stehen euch viele Möglichkeiten offen!