Frau am Laptop
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Frau am Laptop
Wann zu gute Performance dir schaden kann

Ausgenutzt auf der Arbeit

Bestimmte Dinge kannst du einfach zu gut. Das haben auch andere erkannt und schütten dich mit viel Arbeit zu. Wir zeigen dir, wie du damit umgehst.

Ob Computerprobleme, Präsentationen oder Anrufe bei wütenden Kunden - bestimmte Dinge kannst du einfach gut, sogar zu gut. Das haben auch andere in deiner Firma erkannt und schütten dich als Konsequenz mit viel Arbeit zu. Tja, Perfektion kann eben der Karriere schaden. Wir zeigen dir, wie du lernst, effektiver 'Nein' zu sagen und mit dem Ausnutzen endlich Schluss zu machen.

Ausgenutzt auf Arbeit: Welche Anzeichen gibt es dafür?

Viel Arbeit aufgedrückt zu bekommen, kann unterschiedlich aussehen: Extraaufgaben in deinem Bereich, Überstunden, Zusatzaufgaben aus anderen Bereichen oder Wochenend-Schichten sind die gängigsten Exempel. Anfangs passiert es nur gelegentlich, irgendwann ständig. Das ist weder fair, noch gesund. Denn früher oder später leidet die eigene Arbeit, das Privatleben und im schlimmsten Fall sogar die Gesundheit unter der Dauerverfügbarkeit. Genauer gesagt können sich folgende Effekte ergeben:

  • Die Arbeit: Die Arbeitsqualität lässt nach oder Aufgaben bleiben liegen, weil du weniger Zeit für deinen eigentlichen Job hast.
  • Das Privatleben: Überstunden und Wochenend-Einsätze lassen dir weniger Zeit für Hobbys, Familie, Freunde und Sport. Dadurch verkümmert das Privatleben.
  • Die Gesundheit: Der Stress, allzeit bereit für Extraaufgaben und Überstunden zu sein, und alles fristgerecht zu schaffen, geht nicht spurlos an dir vorbei. Frust und Burn-out drohen, wenn die Work-Life-Balance dauerhaft aus den Fugen gerät.

Zu gute Arbeit zu leisten und zu willig zu sein, wenn der Chef Leute für zusätzliche Aufgaben sucht, hat aber noch einen weiteren Nachteil: Dieses Verhalten senkt deine Chancen auf eine Beförderung. Schließlich bist du in der aktuellen Position so wertvoll, dass dich kein:e Vorgesetzte:r freiwillig in eine andere Abteilung oder auf eine höhere Stelle befördert! Zum Wohle deiner Karriere und Gesundheit ist es Zeit, gegenzusteuern und Aufgaben abzulehnen, wenn es schlicht zu viel Arbeit ist.

Junger Mann in Dünen
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Junger Mann in Dünen

Zu viel Arbeit: Was kann man dagegen tun?

Es mag nicht leicht sein zu akzeptieren, aber: Wer mit zu viel Arbeit zugeschüttet wird, hat meistens einen Beitrag dazu geleistet. Deshalb ist es hilfreich zu ergründen, wo die Ursachen dafür liegen, dass ausgerechnet du ständig Extraarbeit zugeschustert bekommst. Halte kurz inne und nimm dein Arbeitsleben genauer unter die Lupe.

Wann du ausgenutzt werden könntest

Sagst du zu oft 'Ja' zu allem? Passiert das nur bei bestimmten Personen? Falls ja, warum? Vielleicht hast du anfangs gerne Extraarbeit übernommen, weil es Abwechslung zum Joballtag bedeutet und es dafür Anerkennung gibt? Oder du bist dringend auf das Gehalt angewiesen und traust dich nicht, zu widersprechen? Oder du hast Angst vor Ablehnung? Welche anderen Befürchtungen bestehen?

Ein klassisches Beispiel aus dem Arbeitsalltag: Dein:e Kolleg:in hat eine Deadline im Nacken und bittet dich kurzfristig um Hilfe bei einer Präsentation, obwohl das eigentlich nicht in deinen Verantwortungsbereich fällt. Aus Nettigkeit sagst du „Ja“, schließlich möchtest du hilfsbereit wirken und die Kolleg:innen nicht hängen lassen. Oder der Chef legt dir spontan eine neue Aufgabe auf den Tisch mit den Worten: „Du machst das doch immer so zuverlässig.“ Was anfangs wie ein Zeichen der Wertschätzung wirkt, kann schnell zur Routine werden, wenn du nicht rechtzeitig klare Grenzen setzt.

Solche Situationen sind typisch für unausgesprochene Erwartungen im Job. Das Problem: Bleibt die Unterstützung ständig einseitig, wird sie zur Gewohnheit – auf deine Kosten. Daher ist es wichtig, den Unterschied zwischen gelegentlichem Entgegenkommen und einer schleichenden Mehrbelastung zu erkennen und bewusst darauf zu achten, wie oft und aus welchen Gründen du zusätzliche Arbeit übernimmst. Stell dir bei der nächsten Anfrage die Frage: „Hilft mir das (in Form eines Gefallens o. ä.) oder setzt es mich nur unter Druck?“ So lernst du, bewusstere Entscheidungen zu treffen und dich nicht von spontanen Anfragen überrumpeln zu lassen.

Woran liegt es, dass du ausgenutzt wirst?

Oft sind es bestimmte Verhaltensmuster, die dazu führen, dass Menschen mehr Arbeit übernehmen, als sie eigentlich sollten. Perfektionist:innen beispielsweise möchten sicherstellen, dass jede Aufgabe perfekt erledigt wird – und greifen deshalb sogar bei Dingen ein, die gar nicht in ihren Verantwortungsbereich fallen. Harmoniebedürftige Menschen hingegen haben Angst, unkooperativ zu wirken oder das Team zu enttäuschen, und sagen daher auch dann „Ja“, wenn es ihnen eigentlich zu viel wird. Auch Menschen mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein fühlen sich häufig verpflichtet, einzuspringen, um das Team oder den Betrieb nicht im Stich zu lassen.

Es hilft, sich diese Muster bewusst zu machen und ehrlich zu reflektieren: Was treibt mich dazu, ständig Extras zu übernehmen? Möchte ich gefallen, Konflikte vermeiden oder mich als unverzichtbar beweisen? Wer die eigenen Beweggründe versteht, kann gezielter daran arbeiten, sie zu hinterfragen. Ein kleiner Perspektivwechsel kann dabei Wunder wirken: Du darfst „Nein“ sagen, ohne dein Engagement infrage zu stellen. Deine Kompetenzen und dein Wert für das Team hängen nicht davon ab, ob du jeden Zusatzauftrag übernimmst. Indem du bewusster mit deinen Motiven umgehst, stärkst du deine Position und findest einen gesünderen Umgang mit Extraaufgaben.

Wie du reagieren kannst

Häufig nutzen Arbeitgeber:innen es aus, dass du nicht entschlossen 'Nein' sagst und drücken dir viel Arbeit auf. Die gute Nachricht ist: Nein-Sagen kannst du lernen. Spiele die Forderungen von Chef:in oder anderen Kolleg:innen gedanklich durch, besinne dich auf deine Kernkompetenzen und überlege dir klare Ansagen, mit denen du dich wohlfühlst. Zum Beispiel: "Wenn wirklich Not am Mann ist, helfe ich gerne. Aber ich kann nicht immer einspringen. Ich muss auch sehen, dass meine eigene Arbeit fertig wird." Das signalisiert deinen Vorgesetzten, dass du zwar grundsätzlich unterschiedliche Aufgaben machen würdest, dann aber die Qualität eurer Arbeit leidet oder Aufgaben liegen bleiben. Diese Konsequenzen aufzuzeigen, liefert eine gute Basis für Veränderungen.

Anschließend heißt es, konsequent zu bleiben. Das bedeutet auch im Zweifel 'Nein' zu sagen, obwohl es dir sehr schwerfällt. Bleibe freundlich, aber bestimmt. Du wurdest für eine konkrete Position (mit definierter Tätigkeitsbeschreibung) eingestellt und für diesen Job wirst du bezahlt. Denkt dran: Extraarbeit kann eine Bremse bei der Beförderung sein.

Ein Trick ist, nicht sofort auf Forderungen zu reagieren. Sage sowas wie: "Ich habe dein Anliegen aufgenommen/gesehen/gehört. Darf ich gleich auf dich zurückkommen?" Dadurch wirst du nicht überrumpelt und du kannst dir eine klare Absage mit guten Argumenten überlegen.

Wollen dich Vorgesetzte mit einem Kompliment manipulieren - etwa: “Auf dich kann ich mich doch immer verlassen. Wir bräuchten aktuell...”, kontere mit ein bisschen Humor. Zum Beispiel: "Und bei dir ist Verlass darauf, dass du ehrliche Antworten schätzt. Deshalb muss ich leider ablehnen, weil..."

Tipp: Ist dein:e Arbeitgeber:in unnachgiebig oder reagiert aufbrausend, suche dir Verbündete im Kolleg:innenkreis oder hol' dir Rat beim Betriebsrat. Berufe dich auf vertragliche Vereinbarungen und gesetzliche Regelungen, wenn es anders nicht geht.

Finde eine langfristig funktionierende Lösung

Kurzfristiges „Nein“-Sagen ist wichtig, doch auf lange Sicht sollte es nicht bei spontanen Absagen bleiben. Eine nachhaltige Lösung besteht darin, proaktiv das Gespräch mit der Führungskraft zu suchen und gemeinsam klare Absprachen zu treffen. Vereinbart beispielsweise regelmäßige Feedback- und Statusgespräche, in denen ihr Aufgaben und Verantwortlichkeiten transparent bespricht. Solche Gespräche bieten eine gute Gelegenheit, Überlastungen frühzeitig anzusprechen und gegebenenfalls die Aufgabenverteilung neu zu strukturieren.

Eine weitere Option ist es, langfristig klare Prioritäten festzulegen. Frage dich und deine Führungskraft: Was sind deine Kernaufgaben und was gilt als Ausnahme? Wenn diese Abgrenzungen schriftlich oder mündlich festgelegt sind, ist es leichter, sich darauf zu berufen, wenn spontane Zusatzaufgaben auftauchen. Zudem schaffst du dir so den Raum, Aufgaben effizienter zu erledigen und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ohne dich ständig rechtfertigen zu müssen. Klare Vereinbarungen sorgen nicht nur für mehr Planbarkeit, sondern auch für ein besseres Verständnis deiner Position – sowohl bei dir selbst als auch im Team.

Fazit

Mehrfach Überstunden zu übernehmen oder zusätzliche Aufgaben zu akzeptieren, führt oft dazu, dass die Grenzen zwischen deinen eigentlichen Kernaufgaben und den Zusatzaufgaben verschwimmen. Wenn du als Konsequenz daraus in zu viel Arbeit versinkst, solltest du handeln. Dank unserer Handlungsempfehlungen machst du dem Ausnutzen auf der Arbeit den Garaus.

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