Neue Studie belegt: Kluge Menschen sind lieber alleine
Sicher kennst du das Klischee vom klugen Einzelgänger. Doch ist da auch etwas dran? Hier gibt's mögliche Gründe, warum kluge Menschen lieber alleine sind.
Sicher kennst du das Klischee vom klugen Einzelgänger. Doch ist da auch etwas dran? Hier gibt's mögliche Gründe, warum kluge Menschen lieber alleine sind.
Wir Menschen sind grundsätzlich soziale Wesen – das haben auf unterschiedlichsten Wegen zahlreiche Wissenschaftszweige aus den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften belegt. Sei es die Neurobiologie oder die Psychologie – Studien und Artikel zum Thema, warum wir uns unterschiedlich stark nach sozialem Kontakt sehnen, sind vom Gefühl her ungefähr so selten wie “Tatort”-Folgen: Es gibt schon sehr viele davon und es kommen immer neue dazu. Apropos: Ein beliebtes Krimi-Motiv ist das vom hochintelligenten, sozial scheuen Hauptverdächtigen, der sich, je nach Lust und Laune des Autorenteams, entweder durch den halben Landstrich meuchelt oder am Ende als harmloser Sonderling abgetan wird.
Nun werden freilich nicht alle, die gut nur mit sich selbst auskommen, zum Charakter im neuesten fernsehtauglichen Mordfall. Dennoch begegnen viele Menschen anderen Personen, die ihre Zeit aus freien Stücken am liebsten mit sich selbst verbringen, mit einer gewissen Skepsis – vor allem, wenn sie selbst am liebsten in Gesellschaft sind. Stellt sich die Frage: Ist wirklich etwas dran am Klischee vom intelligenten Einzelgänger? Diese Frage beantworten wir dir in diesem Artikel.
Dass einsame Genies in unterschiedlichsten Genres der menschlichen Literatur und Geschichte auftreten können, wissen wir in der Populärkultur nicht erst seit dem genialen Privatdetektiv Sherlock Holmes, der – abgesehen von seinem Treuen Gehilfen Dr. Watson – kaum eine Person an sich heranließ. Holmes ist natürlich keine echte Persönlichkeit, sondern eine Erfindung Sir Arthur Conan Doyles – und doch zeigt Holmes' Jahrhunderte überdauerndes Beispiel eindrücklich, wie sehr das Klischee vom genialen Einzelgänger in unsere Kultur eingebacken ist. Wer nicht gern in Gesellschaft ist, muss irgendwie “anders” sein – sei es durch einen überragenden Intellekt oder ein anderes Talent, das die Mitmenschen klar in den Schatten stellt. Tatsächlich gibt es auch eine Menge realer Beispiele für eigenbrötlerische Genies, wie Franz Kafka, Vincent van Gogh oder J. D. Salinger, der mit seinem Werk “Der Fänger im Roggen” (Catcher in the Rye) Weltruhm erlangte.
Eine Studie aus dem British Journal of Psychology zeigte vor einigen Jahren: Hochintelligente Menschen (im Original: the extremely intelligent) erfahren weniger Zufriedenheit im Leben, wenn sie sich öfter mit Freunden treffen. Damit stehen sie dem allgemeinen Trend der Bevölkerung entgegen, bei der Sozialisation mit Freunden einer höheren Lebenszufriedenheit gleichkommt.
Je intelligenter, desto mehr Gedanken schwirren durch den Kopf? Das könnte nach einer kanadischen Studie tatsächlich ein Grund dafür sein, warum besonders intelligente Menschen Einsamkeit bevorzugen. Laut der Studie machen sich Menschen mit besseren Ergebnissen in Intelligenztests mehr Sorgen und haben ein höheres Angstniveau. Größere Gruppen könnten daher einschüchternd bzw. angsteinflößend wirken.
Tritt ein Problem auf, ist deine erste Reaktion, um Hilfe zu bitten – bei den Nachbarn, bei den Eltern, im Internet oder sonstwo? Intelligente Menschen lernen möglicherweise früher, Probleme eigenständig zu lösen und sind daher nicht auf fremde Hilfe oder Schwarmintelligenz angewiesen. Auch Fremdstimulation ist dabei nicht unbedingt vonnöten. Eine gut gemachte TV-Serie oder ein schönes Buch können für einen erfüllten Samstagabend schon ausreichen.
Warum reden, wenn am Ende nichts Sinnvolles dabei herumkommt? Smalltalk ist nicht für jeden Menschen gleich wichtig – manche mögen das Gespräch über Wetter und andere Belanglosigkeiten sogar überhaupt nicht. Sie vermeiden derlei Unterhaltungen lieber komplett und konzentrieren sich auf weniger, dafür aber tiefere Gespräche.
Ob von Anfang an durch den Charakter geprägt oder durch Kindheitserlebnisse geformt – viele intelligente Menschen sind eher introvertiert als extrovertiert und können ihre Emotionen weniger gut zeigen – sei es bei einem rauschenden Konzert oder in kleiner Runde mit Freunden, wo sie lieber zuhören, statt sich einzubringen.
Klingt wie das Intelligenz-Klischee schlechthin, kann aber häufiger Realität sein, als du es vermuten würdest: Intelligente Menschen haben, sei es durch zusätzliche Lektüre, größeres Allgemeinwissen oder eine andere Lebensperspektive, oft einen anderen Blick auf Dinge, der sich anderen schwer eröffnet.
Gehörst du zu den Menschen, die ihre Zeit lieber alleine verbringen? Das ist eine faszinierende Charaktereigenschaft, die genauso valide ist wie der Wunsch nach Gesellschaft. Horche einmal in dich hinein und versuche zu erforschen, warum das so ist. Vielleicht haben wir dir mit unseren Gründen ja den einen oder anderen Anhaltspunkt mitgegeben. Oder: Überlege, dir etwas Zeit für dich und deine Freunde einzuplanen. Vielleicht findest du Spaß daran, dich aus deiner Komfortzone zu begeben? Am Ende warten immer noch genug Aktivitäten auf dich, mit denen du dich alleine beschäftigen kannst.