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Was passt zu mir?

Ausbildung oder Studium

Schulabschluss geschafft! Jetzt steht die Entscheidung an: Ausbildung oder Studium? Je höher der Abschluss, desto mehr Optionen gibt es.

Auch wenn ihr mit eurem aktuellen Schulabschluss noch keine Berechtigung zum Studium an einer Fachhochschule oder Universität besitzt, ist dies eine berechtigte Frage. Denn auch mit einem Hauptschul- oder Realschulabschluss habt ihr grundsätzlich die Option zu studieren. Dafür müsst ihr allerdings die nötige Hochschulreife nachholen – zum Beispiel durch den Besuch eine Fachoberschule (FOS). Es lohnt sich also, sich schon vor dem Schulabschluss die nötigen Gedanken zu machen, damit ihr möglichst nahtlos im Anschluss eure berufliche Zukunft planen könnt.

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Radu Bercan / photocase.de
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Für welche Ausbildung brauche ich Abitur?

Wenn ihr das Abitur in der Tasche habt, stehen euch nahezu alle Optionen offen. Selbst in vielen Ausbildungsberufen wird der Gymnasialabschluss sehr gerne gesehen. Manche Branchen setzen ihn sogar voraus. Einige Beispiele dafür sind:

  • nicht-technische Laufbahn im  gehobenen öffentlichen Dienst (z.B. Verwaltung, Verfassungsschutz, Polizei, Zoll
  • Betriebswirt/in
  • Handelsassistent/in
  • Fluglotse/ Fluglotsin
  • Verkehrsflugzeugführer
  • Ausbildungen mit dem Ziel der Personalführung (z.B. Marktmanager/in)
  • Industrietechnologe/ -technologin
  • Staatlich geprüfte/r Assistent/in der Hotellerie

 

In vielen anderen Berufen ist das Abitur zwar nicht dringend erforderlich, erhöht eure Chancen aber deutlich. So haben etwa 70 Prozent der Azubis als Bankkaufmann/ -frau diesen Schulabschluss. Bei Buchhändlern/-händlerinnen sind es sogar drei von vier Azubis und bei der Ausbildung als Investmentfondskaufmann/ -frau  ganze 98 Prozent. Für einen großen Teil der 350 möglichen Ausbildungsberufe reichen allerdings der Qualifizierte Hauptschulabschluss oder ein Realschulabschluss aus.

Insgesamt setzen immer mehr junge Menschen in Deutschland auf ein Studium. Die Zahl der Erstsemester steigt von Jahr zu Jahr, während viele Ausbildungsbetriebe händeringend neuen Nachwuchs suchen. Doch nicht immer ist eine Entscheidung für das Studium sinnvoll. Welcher Weg für euch der richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

 

Wie läuft eine Ausbildung überhaupt ab?

Derzeit entscheiden sich noch etwa zwei Drittel aller Schulabgänger für eine Ausbildung – was natürlich auch damit zusammenhängt, dass manche Schulabschlüsse kein Studium erlauben. Tatsächlich bietet jedoch die praktische Ausbildung in Deutschland zahlreiche Vorteile. Gängig ist hierzulande die sogenannte duale Ausbildung. Das System ist so erfolgreich, dass es sich zum wahren Exportschlager gemausert hat: Auch andere Länder möchten das Ausbildungssystem nach deutschen Vorbild gerne umsetzen oder haben es sogar schon eingeführt. Dazu gehören EU-Mitglieder wie Spanien, Griechenland, Italien und Lettland, aber auch Israel, Indien und die USA.

Der große Vorteil der dualen Berufsausbildung ist der hohe Anteil an praktischer Arbeit. Die Auszubildenden sind für gewöhnlich lediglich ein oder zwei Tage in der Berufsschule, wo sie theoretisches Wissen erlernen. Manchmal findet die theoretische Ausbildung auch in längeren zusammenhängenden Blöcken statt. Die restliche Zeit verbringen die Auszubildenden vor Ort im Unternehmen. Hier können sie das theoretische Wissen in der Praxis umsetzen und erhalten Unterstützung durch erfahrene Kollegen und kompetente Ausbilder.

So seid ihr von Anfang an mit dabei im täglichen Arbeitsablauf und könnt euch ein realistisches Bild davon machen, was euch in diesem Beruf erwartet. Für gewöhnlich dauert eine solche Ausbildung 2 bis 3,5 Jahre. Dabei könnt ihr aus vielen Berufen wählen – darunter Klassiker wie Mechatroniker/in, Altenpfleger/in oder Erzieher/in, aber auch weniger bekannte Berufe wie  Textillaborant/in oder Schifffahrtskaufmann/-frau. Und wenn ihr im Anschluss doch noch Lust bekommt, ein Studium anzuhängen, könnt ihr entweder über den zweiten Bildungsweg die Hochschulreife nachholen. Zudem habt ihr oft auch während der Ausbildung schon die Möglichkeit, weitere Qualifikationen zu erwerben, etwa Fremdsprachenkenntnisse, IT-Kurse oder Teile der Meisterfortbildung.

 

Und wie ist das mit dem Studium?

Mittlerweile wurde an deutschen Universitäten flächendeckend das Bologna-System eingeführt, das ein Studium in zwei Stufen vorsieht. Die erste Stufe endet mit dem Bachelor-Abschluss, der für gewöhnlich in drei bis vier Jahren abgeschlossen wird. Jedes Jahr ist in zwei Semester aufgeteilt. Der Bachelor basiert auf einem Punkte-System, in dem für besuchte Kurse und bestandene Prüfungen Leistungspunkte vergeben werden.

Der Studienplan wird durch sogenannte Module strukturiert und ist somit weitgehend vorgegeben. Häufig sind auch Auslandssemester oder Praxissemester, die in Unternehmen absolviert werden, vorgegeben oder sogar verpflichtend. Über Erasmus-Programme sind beispielsweise Auslandsaufenthalte möglich. Für den Abschluss wird eine wissenschaftliche Arbeit verfasst und eine Prüfung abgelegt. Nach bestandener Bachelor-Prüfung steht dem Start ins Berufsleben nichts mehr im Wege. Wer sich noch weiter qualifizieren möchte, hat aber die Möglichkeit, ein Masterstudium anzuschließen. Dieses dauert zwei bis vier Semester, also ein oder zwei Jahre, und bietet Möglichkeiten für weitere Praxiserfahrung und eine fachliche Spezialisierung.  Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 14.500 verschiedene Studiengänge.

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David-W- / photocase.de
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Ausbildung oder Studium – was ist das Richtige für mich?

Hohe Bildungsabschlüsse verfügen über ein hohes Ansehen – deshalb interessieren sich viele Schulabgänger in erster Linie für ein Studium. Allerdings sollte die Entscheidung auch von anderen Aspekten abhängig gemacht werden. Denn ein abgebrochenes Studium ist kaum etwas wert und kostet nur Zeit. Eine Ausbildung kann beispielsweise die bessere Wahl sein, wenn ihr lieber in der Praxis tätig seid und mit schulischen Abläufen eher wenig anfangen könnt.

Hier einige Fragen, die ihr euch stellen könnt, um eine Entscheidung zu treffen:

  • Welchen Beruf möchte ich ergreifen? Brauche ich dafür unbedingt ein Studium?
  • Erfülle ich überhaupt die Voraussetzungen für mein Wunschstudium?
  • In welchen Städten könnte ich studieren oder eine Ausbildung machen? Möchte ich dort leben?
  • Habe ich mit einem Studium bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt in meiner Wunschbranche?
  • Möchte ich mein eigenes Geld verdienen?
  • Kann ich das Studium finanzieren? Könnte ich damit leben, mich dafür zu verschulden?
  • Bin ich eher praktisch veranlagt oder arbeite ich gerne theoretisch?
  • Kann ich mir vorstellen, viele Prüfungen und Hausarbeiten zu schreiben?
  • Interessieren mich die Abläufe in einem Betrieb?
  • Denke ich nur an ein Studium, weil meine Familie das von mir erwartet?

Egal, ob ihr euch für ein Studium oder eine Ausbildung entscheidet – beides erfordert Motivation und Einsatz von eurer Seite. Wenn ihr etwa einen Studiengang oder eine bestimmte Ausbildung nur wählt, weil eure Freunde sich für denselben Bereich interessieren, oder weil viele Menschen aus eurer Familie das so gemacht haben, ist das meist kein ausreichend guter Grund.

Wenn ihr Studium oder Ausbildung entweder gar nicht zu Ende bringt oder im Anschluss feststellt, dass ihr eigentlich etwas ganz Anderes machen wollt, habt ihr viel Zeit und Arbeit investiert, ohne das zu erreichen, was ihr eigentlich wolltet: einen passenden Einstieg ins Berufsleben.

Die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit und die Fachhochschule Nordwestschweiz haben ein gemeinsames OSA-Portal (OSA=Online-Self-Assessment) aufgebaut, auf dem ihr verschiedene Tests zur Selbsteinschätzung findet. Viele davon sind studienorientiert. Einige, wie etwa der COACHING4FUTURE-Karrierenavigator der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH  schlagen aber auch passende Ausbildungsberufe zu euren Interessen und Fähigkeiten vor.

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Vor- und Nachteile von Ausbildung oder Studium

Hilfreich kann auch eine gute alte Liste mit Vor- und Nachteilen beider Möglichkeiten sein. Ihr solltet aber nicht nur eine reine Pro- und Contra-Liste anfertigen, sondern auch für euch überlegen, wie wichtig die jeweiligen Punkte für euch sind. Das hängt von eurer individuellen Situation, euren Fähigkeiten, Wünschen und Zielen ab. So kann es zum Beispiel für eine Person sehr wichtig sein, möglichst schnell eigenes Geld zu verdienen, während jemand anderes darauf weniger Wert liegt. Auch sind manche Menschen ortsgebundener als andere.

Studium

Vorteile

  • Geringere Arbeitslosigkeit
  • Bessere Aufstiegschancen in Unternehmen
  • Höhere Einstiegsgehälter
  • Option auf wissenschaftliche Karriere
  • Bessere Gehaltsentwicklung
  • Hohes Ansehen

Nachteile

  • Finanzielle Abhängigkeit
  • Möglicherweise Verschuldung
  • Je nach Studium geringer Praxisbezug
  • Hoher Lernaufwand
  • Nicht überall möglich (ortsgebunden)
  • Berufseinstieg u.U. nicht direkt im Anschluss möglich
  • Kein klares Berufsziel

 

Ausbildung

Vorteile

  • Größere finanzielle Unabhängigkeit
  • Hohe Praxisorientierung
  • Schneller Berufseinstieg
  • Möglichkeit der Weiterbildung
  • Klareres Aufgabenprofil
  • Eindeutiges Berufsziel
  • Ausbildungsberufe oft in vielen Städten möglich

Nachteile

  • Eingeschränkte Karriereaussichten ohne Weiterbildung
  • Geringere Einstiegsgehälter
  • Begrenztes Aufgabenprofil
  • Begehrte Ausbildungsplätze sind schwer zu bekommen

Wenn ihr immer noch nicht sicher seid, was zu euch passt, kann euch eine Ausbildungsmesse weiterhelfen. Hier präsentieren sich verschiedene Unternehmen und stellen ihre Möglichkeiten vor. Häufig sind auch aktuelle Azubis mit von der Partie, die von ihren Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag berichten.

Das duale Studium – eine Option bei sehr guten Noten

Wenn ihr sehr gute Noten habt, ist auch das sogenannte duale Studium eine hervorragende Option. Sie verbindet die praktische Ausbildung im Betrieb mit dem Studium an einer Hochschule. So gehen Praxis und Theorie Hand in Hand. Außerdem müssen die Unternehmen mehr Geld in diese Form der Ausbildung investieren. Ihr habt damit also die besten Chancen, im Anschluss auch übernommen zu werden. Allerdings sind diese Stellen sehr begehrt und hart umkämpft: Hier haben meist nur Bewerber mit herausragenden Noten eine Chance. Auf jeden Fall solltet ihr euch auch möglichst früh darüber informieren und die entsprechenden Unternehmen anschreiben.

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Fazit: Ausbildung oder Studium? Das ist Typsache!

Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage: Ausbildung oder Studium? Gerade deshalb solltet ihr euch idealerweise schon während der Schulzeit mit dem Thema beschäftigen – und nicht erst, wenn ihr das Abschlusszeugnis schon in der Tasche habt. Praktika in den Schulferien können euch dabei helfen, zu entscheiden, wie gut euch ein Beruf tatsächlich gefällt und ob ihr euch die Arbeit in einem Betrieb vorstellen könnt. Idealerweise knüpft ihr dabei auch schon Kontakte und öffnet Türen für eine spätere Ausbildungsstelle. Ebenso bieten manche Unis ein „Schnupperstudium“ für Schüler in der Oberstufe an. Das kann ein offener Tag an der Uni sein aber auch die konkrete Möglichkeit, Seminare und Vorlesungen zu besuchen und sich so einen Überblick zu verschaffen.

  • Studium wird immer beliebter.
  • Dennoch machen zwei Drittel der Schulabgänger eine Ausbildung.
  • Die duale Ausbildung in Deutschland hat eine sehr hohe Qualität.
  • Einige Ausbildungen setzen das Abitur voraus.
  • Es gibt mehr als 350 Ausbildungsberufe und etwa 14.500 Studiengänge.
  • Self-Assessment-Tests können bei der Entscheidung helfen.
  • Eine Pro-Contra-Liste ist ebenfalls hilfreich.
  • Das duale Studium verbindet Theorie und Praxis, ist aber sehr begehrt.